Rubrik:
studium
28.04.2021
Autor:
Ferdinand
Rubrik:
studium
28.04.2021
Ostern läuft bei mir eigentlich seit einem halben Jahrzehnt gleich ab. Es war vor den Abiturprüfungen, als ich das erste Mal mit einem Freund vom Dorf gegen vier in der Nacht zu einer Wanderung zu einem Kloster in der Nähe aufbrach. Dort findet jeden Ostersonntag in den frühen Morgenstunden ein beeindruckender Gottesdienst statt: Man betritt die Kirche im Dunkeln, bereits während des Gottesdienstes bricht dann das Licht der aufgehenden Sonne durch das bunte Fensterglas und wenn man anschließend auf den Friedhof tritt, ist es fast taghell. Danach gibt es ein liebevoll ausgerichtetes Gemeindefrühstück.
Da Tschechien in den letzten Wochen jedoch Virusvariantengebiet war und eine Einreise deshalb unweigerlich mit Quarantäne verbunden gewesen wäre, musste diese Ostertradition für mich dieses Jahr ausfallen. Was mich dann aber doch nicht nehmen lassen wollte, war der Sonnenaufgang – auf Tschechisch „vychod slunce“. „Vychod“ bedeutet nicht nur Ausgang (z.B. aus einem Haus) sondern auch Aufgang (von Himmelskörpern) – und zudem die Himmelsrichtung „Osten“.
Meine Osterostsonne erhob sich gegen sechs Uhr morgens über Prag – und ich betrachtete sie dabei vom Hügel Petrin. Dabei war ich nicht der einzige, mit dieser Idee: Auf dem Petrin hatten sich einige Menschen eingefunden, die alleine oder in kleinen Gruppen, mit oder ohne Kerzen, dabei sein wollten, wie die Nacht langsam zum Tag wird. Auch die Nonnen aus den umliegenden Klöstern waren unterwegs und sangen teilweise ein Gloria. Als sich die Sonne hinter einem schmalen Wolkenstreifen am Horizont hervorkämpfte, wartete ich gespannt an einem Aussichtspunkt. Und dann: Mehr Licht. Wärme. Nice.
Nicht mehr im Morgengrauen, sondern bereits am Vormittag fand dann im kompakten Freundeskreis auch das traditionelle Ostereiersuchen statt. Und natürlich durfte auch ein ausgedehnter Osterspaziergang, in diesem Jahr schon eher eine Wanderung, nicht fehlen. Mein Ostern 2021, es war definitiv wieder eine tolle Erfahrung. Dennoch hoffe ich, nächstes Jahr wieder in meinem Kloster auf dem Berg zu sein. Zuhause.
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