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Master live: Superwahljahr - Teil 1

Foto von abi>> Blogger Ferdinand

Autor:
Ferdinand

Rubrik:
studium

05.11.2021

2021 ist für mich wahrlich ein Superwahljahr. So habe ich nicht nur bei der Landtagswahl in meinem Heimatbundesland Sachsen-Anhalt, sondern auch bei der Bundestagswahl meine Stimme abgeben dürfen. Und noch dazu fanden zuletzt die Wahlen zum tschechischen Abgeordnetenhaus statt.

Dass das Wählen in Tschechien anders funktioniert als in Deutschland, war mir zwar schon vorher bewusst, nun gab es für mich aber doch noch einige spannende neue Erkenntnisse. Der vielleicht auffälligste Unterschied zu den Bundestagswahlen ist, dass in Tschechien nicht am Sonntag gewählt wird, sondern am Freitag von 14 bis 22 Uhr und am Samstag von 8 bis 14 Uhr. Zum einen mag das darin begründet liegen, dass Läden am Sonntag in Tschechischen nicht geschlossen haben, und man auf diese Art und Weise allen eine Wahl ermöglichen will. Den noch wahrscheinlicheren Grund haben mir aber neulich zwei Tschechen in einer Kneipe erzählt: „Wenn die Wahlen am Sonntag wären, würde da doch gar keiner hingehen“, meinten sie lachend. Denn am Sonntag wären die Tschechen allesamt auf ihren chatas, den Datschen, den Wochenendhäusern, an jenen Orten, an denen in Tschechien die Welt noch in Ordnung ist. Jene Orte, an denen die Tschechen den wirklich wichtigen Dingen des Lebens nachgehen: Dem Rasenmähen, Äpfelauflesen oder Pilzesammeln. Geographisch und gedanklich liegen die chatas so weit von den eigentlichen Wohnorten und vom entsprechenden Wahllokal entfernt, das ein Wählen nicht in Frage kommt.

Nun mag man als Deutscher einwenden, ein jeder könne doch auf sein Wochenendhaus fahren und dennoch per Briefwahl seine Stimme abgeben. Dem ist in Tschechien allerdings nicht so. Zwar kann man einen Wahlschein beantragen, mit dem man in jedem Wahllokal der Tschechischen Republik seine Stimme abgeben kann, doch das Beantragungsverfahren ist derart kompliziert, dass wohl nur die wenigsten die Bemühungen dafür anstellen.