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Master live: Wo kommst du her?

Ein Porträt-Foto von Moni

Autor:
Moni

Rubrik:
orientieren

29.11.2019

Die wohl schwierigste Frage für mich ist die, woher ich komme. Meistens wird sie beiläufig gestellt, im Rahmen eines Smalltalk-Gesprächs. Zu Beginn meines Masterstudiums fällt sie gefühlt ständig, und jedes Mal wäge ich ab, ob ich mich für die kurze Version entscheide: „Ich bin in Berlin geboren, habe aber seit meinem 7. Lebensjahr in vielen verschiedenen Städten gewohnt“ oder weit aushole und alle Stationen runterrattere mit dem Risiko, dass mein Gegenüber schnell den Faden verliert. Die ersten sieben Jahre meines Lebens waren ziemlich gewöhnlich: Ich bin im Süden von Berlin geboren und habe dort in einer ruhigen Gegend gewohnt. Aus beruflichen Gründen verschlug es meine Eltern und mich dann nach Leipzig, nach vier Jahren dort ergab es sich dann, dass wir nach London zogen. Drei Jahre und drei Schulen später, bekam mein Vater eine Arbeit in München, also zogen wir wieder um. Nach drei Jahren in der bayerischen Hauptstadt gingen meine Eltern getrennte Wege und ich machte mein Abitur in einem Münchner Vorort, den ich mit 18 Jahren verließ, um in Warschau Journalismus zu studieren.
Warschau ist für mich die vertrauteste Stadt, da ich dort jedes Jahr meine Großeltern besuche. Es war schön, mich dort länger aufzuhalten als die üblichen ein bis zwei Wochen. Nach einem Semester merkte ich allerdings, dass es nicht mein Weg war, in Warschau Journalistin zu werden, also entschied ich mich nach langen Recherchen für ein Studium in Erlangen. Im zweiten Jahr verbrachte ich ein Auslandsjahr in Frankreich. Nun bin ich seit zwei Monaten für mein Masterstudium wieder in Berlin und fühle mich hier wohler denn je: Ich habe das Gefühl, dass es in dieser Stadt vielen so geht wie mir. Fremd und gleichzeitig vertraut fühlt es sich an, hier zu sein und irgendwie werde ich den Gedanken nicht los, dass alles genau so kommen musste, wie es jetzt ist. Ich liebe mein Literaturstudium und habe den tollsten Nebenjob in einem Buchverlag ergattert, den ich mir vorstellen kann. Es fühlt sich toll an, sich einen bestimmten Lebensweg hart erarbeitet zu haben, auch wenn das bedeutet, immer mal wieder aus der eigenen Komfortzone zu treten. Und letztendlich habe ich gelernt, dass der wichtigste Ort, an dem man ankommen sollte, erstmal bei sich selbst ist. Wenn man seinen Lebensweg geht, wird sich alles weitere auch irgendwie ergeben.