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Medizin studieren: Etwas andere Einführungswochen

Ein Porträt-Foto von Maril

Autor:
Maril

Rubrik:
studium

05.11.2020

Die ersten Tage an der Uni sind angeblich die spaßigsten und spannendsten, kurz um: mit die besten des gesamten Studiums. Man lernt neue Leute kennen, hat kaum Verpflichtungen, kann ausschlafen und all das tun, wofür in den höheren Semestern dann keine Zeit mehr ist – zumindest prophezeien einem das die älteren Studierenden mit den Augenringen und dem Bücherstapel unterm Arm. Oder sind das nur Klischees? Ich muss gestehen, dass ich eigentlich auf diese Art von Einführungswochen gehofft hatte. Es waren dieses Mal ja sogar zwei Wochen und nicht, wie sonst üblich, eine. Doch natürlich hat ein ganz bestimmtes Virus, dessen Name nicht mehr genannt werden muss, mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Meine Einführungsveranstaltungen fanden nämlich online statt. Dazu gab es dann noch eine Stadtrallye, die wir in kleinen Gruppen absolvieren konnten. Und das war's dann schon. Keine Präsenzveranstaltungen, keine Grill-, Spiel- und Kneipenabende mit Kommilitonen, Ersti-Partys oder Volleyball-Nachmittage im Park. Schon ein wenig deprimierend. Das soll keineswegs ein Vorwurf sein. Die Möglichkeiten sind eben begrenzt. So habe ich die Zeit anders genutzt: Ich war im Theater und im Kino, habe die Stadt erkundet, Blut gespendet und einen ganzen Tag in einem hübschen Park verbracht – lesend. Ich war mit Freunden aus der Schulzeit essen und habe Stunden in Buchläden gestöbert. Also von Langeweile kann nicht die Rede sein. Ich habe diese zwei Wochen genossen – bis auf die Tatsache, dass ich meinen Stundenplan ungefähr zehn Mal neu schreiben musste, da sich immer wieder die Zeiten, Hygienekonzepte und damit Abläufe der verschiedenen Veranstaltungen geändert haben. Nun geht das Studium los und ich fühle mich noch nicht wirklich darauf vorbereitet. Es ist schon ein seltsames Gefühl, wenn man weiß, dass es da noch 320 andere gibt, die mit dir anfangen zu studieren, du aber kaum Möglichkeiten hast, sie kennenzulernen. Wir sitzen alle in unseren Zimmern und hören uns die gleichen Vorlesungen an. Wenn wir Glück haben, treffen sich ein paar von uns in festgelegten Gruppenzusammensetzungen für ein Seminar über Zoom oder vielleicht sogar auch mal in Präsenz. Trotzdem hat die ganze Situation aufgrund der derzeitigen Lage ihre Leichtigkeit verloren. Es gibt kein zwangloses Plaudern in großen Gruppen auf dem Gang mehr, keine spontanen Treffen. So eine Maske kann auch eine ganz schöne Hürde sein – schon allein deswegen, weil man auf den ersten Blick nicht genau einschätzen kann, ob die Person gerade lächelt oder genervt ist, mit dir reden möchte oder eher nicht.
Vielleicht ist es aber auch naiv, zu glauben, dass im Normalbetrieb alles ganz einfach ist, aber ich habe das Gefühl, dass wir Erstis durch den fehlenden direkten Kontakt noch verunsicherter sind als sowieso schon. Und auch wenn wir digital miteinander verbunden sind, ist es eine andere Art von Kontakt und Zusammenhalt.