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Medizin studieren: Fern und doch ganz nah

Foto von abi>> Blogger Thilo

Autor:
Thilo

Rubrik:
studium

18.09.2019

Zwei Monate, bevor es nach Riga ging, habe ich mich neu verliebt. Und das klingt vielleicht etwas naiv, aber in den zwei Monaten sind wir eng zusammengewachsen, sodass mein Auslandssemester für uns zur Herausforderung wurde. Nun lebten wir für fünf Monate weit voneinander entfernt – sie in Münster, ich in Riga.
Ich mag keine Fernbeziehungen. Ich bin jemand, der gerne viel Zeit mit seinem Partner verbringt und die Nähe sucht. Aber nun mussten wir mit der Situation umgehen. Sich zu vermissen ist kräftezerrend. Manchmal hat man das Gefühl, es sei kein Ende in Sicht, aber es lohnt sich. Besonders im Nachhinein finde ich unsere Entwicklung während des Auslandssemesters spannend und spüre, wie sie nachhaltig unseren Umgang miteinander und unsere Beziehung prägt. Anfangs haben wir noch recht wenig Kontakt gehabt, haben ab und zu miteinander geschrieben und alle paar Tage telefoniert. Wir merkten aber beide, dass wir uns nach einer gewissen Regelmäßigkeit sehnten. So entstanden kleine Rituale. Ich fing an, morgens nach dem Aufstehen einen kleinen Text zu schreiben, griff dabei Themen vom Vortag auf, wünschte ihr gute Dinge für den Tag und verabredete mich für später. Abends wünschten wir uns dann „Gute Nacht“, so beendete man den Tag zusammen und hörte nochmal, wie es dem anderen ging. Sonntags nahmen wir uns mehr Zeit und chatteten miteinander. Wir nutzten die Zeit, die wir hatten.
Dazu bemühten wir uns, uns in nicht allzu großen Abständen zu sehen und etwas miteinander zu erleben. Zum Beispiel fuhren wir an die Küste Lettlands, haben Nationalparks besucht und uns gegenseitig noch mehr in das jeweilige Umfeld mit einbezogen. Sie lernte alle meine Leute in Riga kennen, ich noch mehr ihrer Freundinnen und Freunde in Münster, sodass wir uns in der Ferne immer gut vorstellen konnten, was der andere gerade macht. Es geht nicht um Kontrolle, sondern um Teilhabe, wonach wir beide uns gleichermaßen sehnten.
Wir wuchsen dadurch enorm, gaben uns viel Halt in einer unsicheren Zeit, denn keiner von uns konnte Garantie geben, dass das alles funktioniert. Doch das tat, unsere Beziehung blühte so richtig auf.
Die nächste Herausforderung wird sein, wieder in einen gemeinsamen Alltag einzutauchen. Aber auch das werden wir ehrlich und aufrichtig miteinander angehen, denn das ist das Wichtigste.