Rubrik:
studium
20.03.2023
Autor:
Maril
Rubrik:
studium
20.03.2023
Das Physikum, also das erste Staatsexamen im Medizinstudium, wird an zwei Terminen im Jahr angeboten: im Februar/März und im August/September. Wenn man wie ich das Studium in einem Wintersemester begonnen hat und nichts dazwischenkommt, dann meldet man sich meist für das Physikum direkt im Anschluss an das 4. Semester an – sodass man im Oktober dann direkt ins 5. und damit erste klinische Semester starten kann. Ich habe diese Hürde glücklicherweise letztes Jahr schon genommen und hatte begonnen, diese Zeit aktiv zu vergessen. Ein paar meiner Kommiliton*innen haben sich jedoch nach dem 4. Semester für ein halbes Jahr eine Auszeit genommen oder das Staatsexamen beim ersten Versuch leider nicht bestanden, weswegen sie jetzt dieses Jahr im März diese Prüfung(en) absolvierten. Dadurch kam auch bei meinen Kommiliton*innen aus dem 5. bzw. bald 6. Semester und mir alles wieder hoch.
Wir sahen unsere Freund*innen in der Bibliothek sitzen und büffeln, haben sie ihre Karteikarten abgefragt oder halfen ihnen dabei, sich abzulenken. Wir wussten ja schließlich nur allzu gut, wie sie sich gerade fühlten. Nach dem 2. Tag der schriftlichen Prüfungen empfingen wir sie vor dem Gebäude mit Sekt und Zimtschnecken. Es war das gleiche Gelände, auf dem auch wir ein halbes Jahr zuvor unsere Kreuze gesetzt hatten. Schon als ich an der zugehörigen Station aus der S-Bahn stieg, überkam mich die Erinnerung an die Aufregung und den Stress kurz vor meinem ersten Staatsexamen. Die Lernzeit an sich fand ich gar nicht so schlimm. Ich hatte meinen geregelten Tagesablauf, einen geordneten Lernplan, den ich gut einhalten konnte, und relativ viele freie Nachmittage und Abende. Doch die letzten Tage vor den eigentlichen Prüfungen waren nervenaufreibend, v.a. dann auch für den mündlichen Teil. Das waren furchtbare Stunden/Tage.
Ich hätte nicht gedacht, dass mir selbst nach einem halben Jahr die Erinnerung an den Stress noch so in den Knochen sitzt. Als ich eine Freundin abfragte, bekam ich eine Frage in die Hände, die ich auch in meiner mündlichen Prüfung gefragt wurde – und nicht beantworten konnte. Sofort spürte ich wieder das Herzrasen und die Angst von damals, wie mir auf einmal bewusst wurde: Mist, ich weiß das nicht! Mittlerweile weiß ich zwar die Antwort, aber es ist schon erstaunlich, wie ich immer noch auf diese Erinnerung reagiere. Mein Physikum wird mir wohl kaum jemand wieder aberkennen – obwohl ich diese Vorstellung (ganz im Sinne eines Hochstaplersyndroms) noch regelmäßig in den ersten Wochen des 5. Semesters hatte. Mittlerweile hat sich das zumindest gelegt. Ich habe auch schnell realisiert, dass es nicht schlimm ist, dass ich das meiste des Lernstoffs für das 1. Staatsexamen wieder vergessen habe.
Kein Grund zur Panik also, mich wird glücklicherweise niemand mehr diesbezüglich abfragen. Doch umso besser kann ich nachfühlen, wie es meinen Freund*innen gerade gehen muss, die momentan ihren eigenen ersten Stresstest bestehen müssen – und manche versuchen es schon zum zweiten oder dritten Mal. Das muss unglaublich belastend sein. Ich drücke ihnen allen die Daumen, dass es dieses Mal klappt! So ein Staatsexamen will man nicht häufiger als unbedingt nötig machen …
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