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Ein fairer Lohn

Schatten von Bloggerin Melissa.

Autor:
Melissa

Rubrik:
orientieren

30.01.2023

Während eines Bufdis wird man wie auch bei anderen Freiwilligendiensten nicht bezahlt, sondern bekommt ein Taschengeld. Dieses fällt je nach Einrichtung unterschiedlich hoch aus. Ich liege mit meinen 420 Euro Taschengeld im Monat gut im Schnitt. Um mein Studium demnächst finanzieren zu können, kann ich davon keinen Cent ausgeben, sonst wird es echt knapp, eine Wohnung mit allen Kosten zu bezahlen. Das heißt, für Freizeit oder Ähnliches ist manchmal nicht viel über und das, obwohl ich vierzig Stunden in der Woche arbeite. Natürlich bin ich keine ausgebildete Fachkraft und mache den Dienst freiwillig. Es geht ja auch darum, der Gesellschaft etwas zu geben und etwas Gutes zu tun.

Deshalb ist es auch angemessen, dass ich eben nur einen gewissen Betrag als Taschengeld bekomme. Trotzdem arbeite ich Vollzeit, bekomme dementsprechend am Tag alles mit und bin voll eingeplant. Ich bin Teil des Teams und kann die anderen gut unterstützen, da ich mittlerweile mit den Abläufen vertraut bin. Und deshalb frage ich mich manchmal, ob es fair ist, dass ich mir vor meinem Bufdi überlegen musste, ob ich mir das überhaupt leisten kann. Kann ich ein Jahr so überhaupt überbrücken? Kann ich es mir leisten, andere zu unterstützen? Etwas für den guten Zweck zu tun? Mir ein Jahr mal etwas anderes anzuschauen?  Weil wenn ich ganz ehrlich bin, wäre mein halbes Geld schon alleine für den Sprit weg, den ich jeden Tag verbrauche. Ich würde mit dem Geld zwar alles bezahlen können, aber eben nur, weil ich zu Hause wohne und Unterstützung von meiner Mutter bekomme.

Wenn ich so darüber nachdenke, fände ich es unfassbar schwer, dieses Jahr mit diesen Hintergedanken zu genießen, wenn mich die Arbeit selbst nicht entlohnen würde. Ich kann hier unfassbar viel lernen und merke, dass meine Arbeit wirklich eine Hilfe ist. Ich erfahre Wertschätzung und Dankbarkeit. Das allein ist viel mehr wert als das Geld, das ich bekomme. Ich kann hier Erfahrungen sammeln, die ich mit keinem Geld der Welt bezahlen kann, aber das eben auch nur, weil wir uns das leisten können. Denn trotzdem geht es eben auch nicht ganz ohne Geld. Von aller Dankbarkeit der Welt zahlt sich eben auch kein Sprit. Insgesamt finde ich es schade, dass so viele von einem Freiwilligendienst abgeschreckt werden. Besonders für die interessanten Stellen muss man oft umziehen und selbst wenn man vor Ort etwas findet, bleibt am Ende nicht viel über für alles andere, was junge Menschen so machen. Deshalb rückt häufig in den Hintergrund, was so ein Freiwilliges Jahr noch alles zu bieten hat, da es so viele scheinbar attraktivere Möglichkeiten gibt, ein Jahr zu gestalten.

Nach etwa vier Monaten kann ich aber sagen, dass es sich durchaus lohnt, die Zeit zu investieren. An manchen stressigen Tagen kann die Entlohnung zwar frustrierend sein, wenn man das mit dem vergleicht, was man mit einem Jahr arbeiten bekommt, aber dafür bekomme ich die Möglichkeit, wirklich fürs Leben zu lernen. Trotzdem würde ich mir für die nächsten Jahre wünschen, dass die Freiwilligendienste etwas attraktiver werden und dass es jedem möglich ist, so einen Dienst überhaupt anzutreten. Denn das bietet nicht nur den jungen Menschen selbst, sondern der ganzen Gesellschaft einen großen Mehrwert.