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Ein unfreiwilliges Jahr

Schatten von Bloggerin Melissa.

Autor:
Melissa

Rubrik:
orientieren

08.03.2023

Während meines Bundesfreiwilligendienstes bin ich häufig mit der Diskussion in Kontakt gekommen, ob ein Freiwilligendienst nach der Schule zur Pflicht werden soll. So wie früher der Wehrdienst. Wir als Freiwillige wurden immer wieder gefragt, was wir selbst davon halten und haben das Für und Wider schon oft abgewogen.

Interessanterweise sind wir uns recht schnell einig geworden: So gut es uns allen gefällt, finden wie eine Pflicht nicht den richtigen Weg. Ich persönlich finde es schön, dass ich selbst entscheiden konnte, was ich nach der Schule mache und diese Freiheit sollte meiner Meinung nach auch für die nächsten Jahrgänge bestehen bleiben. Auf der anderen Seite bringt ein Freiwilligendienst aber natürlich auch positive Aspekte mit sich. Sowohl für die Freiwilligen als auch für die Gesellschaft. Man selbst profitiert in den meisten Fällen von den Erfahrungen in dieser Zeit und kann einiges für sein späteres Leben mitnehmen. Die Gesellschaft hat auch etwas davon, denn einerseits bekommen auf diese Weise junge Menschen Einblicke in Tätigkeiten, die die Gesellschaft zusammenhalten, andererseits können einige Institutionen entlastet werden. Als Freiwilliger ist man zwar keine volle Arbeitskraft, kann aber dennoch eine gute Unterstützung sein.

Wenn ein Freiwilligendienst aber Pflicht werden würde, dann müsste jeder sich engagieren. Auch Menschen, die das überhaupt nicht möchten. Bestimmt würde es einigen trotzdem gefallen. Anderen aber eben nicht. Und egal wie engagiert man ist, wenn man keine Lust auf seinen Job hat, wirkt sich das auch schnell auf das Umfeld aus. Das bringt dann weder den Einrichtungen noch den jungen Menschen etwas. Insbesondere dann, wenn jemand bereits einen festen Plan hat, was er beruflich machen möchte, finde ich es gut, wenn das auch ohne Unterbrechung möglich ist.

Nichtsdestotrotz fände ich es toll, wenn sich mehr Menschen für einen Freiwilligendienst entscheiden würden. Denn wie eben schon gesagt, bringt das für beide Seiten viele Vorteile mit sich. Ich selbst würde meine Zeit in der Tagespflege nicht missen wollen. Trotz meiner anfänglichen Skepsis liebe ich es, Momente mit unseren Gästen zu teilen und meinen Teil dazu beizutragen, dass sie eine schöne Zeit haben. Und solche Erfahrungen würde ich jedem wünschen. Trotzdem kann ich verstehen, dass der Großteil keine Lust auf einen Freiwilligendienst hat. Die Bezahlung ist für einen Vollzeitjob selbst als Hilfskraft nun mal schlecht und in einigen Einrichtungen werden die Freiwilligen wirklich schlecht behandelt. Das rückt das Jahr in ein schlechtes Bild, was einfach schade und ungerechtfertigt ist. Deshalb würde ich mir wünschen, das zum einen die Bedingungen für ein freiwilliges Jahr verbessert werden und zum anderen, dass mehr Werbung dafür gemacht wird. Dann würden sich vielleicht mehr Leute freiwillig dafür entscheiden – und das wäre für alle ein Gewinn.