Rubrik:
orientieren
17.03.2023
Autor:
Thea
Rubrik:
orientieren
17.03.2023
Während des FSJs werden die Freiwilligen nicht nur durch eine*n Anleiter*in in der Einsatzstelle betreut, sondern nehmen auch über das Jahr verteilt an fünf Seminaren teil. Diese einwöchigen Veranstaltungen dienen dazu, sich mit anderen FSJler*innen zu vernetzten und sich unter Gleichgesinnten auszutauschen. Angeleitet durch Teamleiter*innen arbeitet man jedes Mal zu einem anderen FSJ spezifischen Thema, wie zum Beispiel Nähe und Distanz, Kommunikation oder auch Berufsorientierung, Werte und Menschenbild.
Letzte Woche hatte ich mein drittes Seminar und wie jedes Mal hatten wir wieder sehr wenig Programm, dafür aber viel Freizeit. Zeit, die sich andere in kleinen Grüppchen mit oftmals feuchtfröhlichen Stunden vertrieben. Da ich aufgrund einer hartnäckigen Erkältung meine erste Seminarwoche abbrechen musste und so die erste Phase des Kennenlernens, „Beschnupperns“ und Grüppchenbildens verpasst habe, stand ich so wie auch beim zweiten Seminar letzte Woche etwas alleine da. Es war etwas befremdlich, mitanzusehen, wie sich alle voller Freude in die Arme fallen und sich direkt viel zu erzählen haben – während man selbst das ganze Treiben eher alleine von außen betrachtet. Da ich aber über ein doch recht ausgeprägtes Selbstbewusstsein verfüge, machte ich mir nichts weiter draus und akzeptierte, dass ich nun entweder einiges aufzuholen hätte, um irgendwie dazwischen zu kommen, oder nun einfach eine sehr ruhige Woche mit mir selbst verbringen werde.
Wie ich im vorletzten Blog schon erwähnte, zähle ich mich selbst eher zu den introvertierten Menschen, welche Zeit auch gut mit sich alleine verbringen können und schneller als extrovertierte Persönlichkeiten Erholung von sozialer Interaktion brauchen. Da wir aber nur recht wenig Zeit in der großen Gruppe mit allen verbrachten, hatte ich allerdings wirklich viel Zeit allein. So viel, dass ich mich schnell langweilte und mich das nach zwei Tagen wirklich anstrengte. Bis ich das erkannt hatte, vergingen allerdings einige Augenblicke. Liegt ja nicht gerade auf der Hand, von Ruhe erschöpft zu sein.
Ich bekam durch den späten Tagesstart im Seminar so viel Schlaf wie schon lange nicht mehr und verkroch mich auch an den Abenden immer schnell auf mein Zimmer, da ich mich nicht ungewünscht bei irgendeiner Gruppe einladen wollte. Unausgeschlafen war ich also keinesfalls. Da das Programm auch nicht gerade sportlicher Natur war, strengte es mich ebenfalls körperlich nicht großartig an. Und auch mental meinte ich, nicht sonderlich gefordert zu werden, da wir keine weltbewegenden Themen besprachen, welche mir sonst schnell Energie ziehen.
Irgendwann sprach ich beim abendlichen Telefonat meinen Freund auf genau dieses Phänomen an. Ich fühlte mich wirklich erschöpft und dermaßen ausgelaugt, obwohl ich mich weder physisch noch psychisch anzustrengen meinte. Und dieser kam ziemlich schnell auf die Idee, dass mein Kopf an der vielen freien Zeit, Langeweile und der wenigen Beschäftigung ordentlich zu knabbern habe. Verrückt, ich war also vom Nichtstun erschöpft. Aber genau so war es. Ich, deren Terminkalender aus allen Nähten platzt, wo eine Veranstaltung auf die andere folgt, war mit der vielen Zeit für mich einfach überfordert. Das regte im Hintergrund scheinbar so viel in meinem Kopf an, dass ich täglich einen zweistündigen Mittagsschlaf hielt und in der Nacht trotzdem noch 9 Stunden schlafen konnte. Ganze vier Stunden mehr sind das, als ich normalerweise bekomme – und trotzdem war ich nicht ausgeschlafener als mit meinen sieben Stunden unter der Woche.
Pausen sind richtig und wichtig, Langeweile macht kreativ. Aber zudem eben auch enorm müde, das habe ich diese Woche gelernt. Fürs nächste Mal ändere ich dann also wieder meine Strategie und versuche, mich etwas mehr zu integrieren, oder ich nehme mir einfach selbst etwas Beschäftigung mit, um nicht wieder den Großteil meiner Seminarzeit von Langeweile geplagt zu werden.
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