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Der Kuchenstammtisch

Foto von Bloggerin Thea

Autor:
Thea

Rubrik:
orientieren

23.04.2023

Es ist März, und wir starten tatsächlich in die zweite Runde. Wir, dass sind mein Partner, zwei unserer Freund*innen und ich. Im August begonnen haben wir es im Februar also geschafft, jede*r von uns war einmal dran. Eigentlich hätte das laut der Rechnung schon im November der Fall sein sollen. Bei der Terminfindung spielen uns unsere vier vollen Kalender aber leider selten in die Karten. Aus einer Schnapsidee heraus entstand der Versuch, sich einmal im Monat gemeinsam zu treffen, wie bei einem Stammtisch eben. Um gleichzeitig unser veganes Kuchenrepertoire zu erweitern (und uns selbst einen kleinen Anreiz zu schaffen) beschlossen wir, dass jedes Mal eine andere Person einen selbst gebackenen Kuchen mitbringt.

Naja, und trotz des Kuchenanreizes ist es uns erst nach sieben Monaten gelungen, uns viermal zu treffen. Ein bisschen erschreckend, und genau deswegen haben wir beschlossen, unseren Stammtisch fortzuführen. Denn wenn es trotz aktiver Planung nur ungefähr alle zwei Monate funktioniert, schlafen die Treffen ohne unseren Stammtisch sicherlich schnell ein.

Seit August haben wir so schon einen No-bake Zitronenkuchen, eine Donauwelle, eine Maracuja-Pfannkuchentorte und einen gedeckten Apfelkuchen vernascht. Alles in Begleitung von netten Gesprächen und immer länger werdenden Unterbrechungen der kleinen Tochter unserer Freund*innen. Diese wurde im Sommer ein Jahr alt und ist strenggenommen also auch Teil unseres Stammtisches.

Ich selbst sehe an ihr am besten, wie schnell die Zeit zwischen den einzelnen Treffen vergeht. Kaum sieht man sich auch nur sechs Wochen lang nicht, ist dieses Kind wieder ein Stückchen größer geworden und hat viele neue Fähigkeiten dazugelernt. Schaue ich mir andere Freundschaften an, fällt mir nicht so bewusst auf, wie schnell die Zeit vergeht und wie lange manche Treffen teilweise auseinanderliegen. Und das, obwohl die Zeit in jeder Freundschaft gleich schnell tickt.

Daher habe ich mir fest vorgenommen, eine solche Regelmäßigkeit auch bei anderen Freundschaften zu etablieren. Dadurch, dass wir nach dem Abi alle verschiedene Wege gegangen sind, ist der Kontakt natürlich viel unregelmäßiger geworden. Zu Schulzeiten, wo sich (nicht nur in den Pausen) über alles und ständig ausgetauscht wurde, war ich auch ohne private Treffen ganz nah am Leben meiner Freund*innen dran. Aber jetzt ist das anders und ich sehe diese Leute nicht mehr selbstverständlicherweise fünf Tage die Woche.

Ich habe mich neulich gefragt, ob dieses aktive Planen von Treffen die Freundschaften nicht total künstlich macht und Verabredungen dadurch einen geschäftlichen Touch bekommen. Aber nein, die Freundschaft zu den beiden Kuchenstammtischmenschen fühlt sich genau so herzlich und authentisch an, wie andere Freundschaften auch. Mit dem großen Vorteil, dass wir uns regelmäßig sehen (und Kuchen essen). Und genau so, wie ich lernen musste, mich inzwischen für Telefonate zu verabreden, so musste ich seit dem Wegzug aus meiner Heimat auch lernen, Treffen mit meinen Freund*innen zu planen. Und dies auch mal Monate im Voraus und nicht nur ein paar Tage, wie ich es zu Schulzeiten oft machte.

Der Vorteil daran ist ja, dass, wenn sich dieses System einmal etabliert hat, man gar nicht monatelang auf Wiedersehen mit Herzensmenschen warten muss, sondern, je nach Belieben und Zeit, alle paar Wochen Treffen mit Freund*innen anstehen. Doch bei diesen gilt es nach Möglichkeit immer, direkt das nächste Treffen abzusprechen, damit man sich das nächste Mal dann nicht doch erst ein halbes Jahr später wiedersieht …