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Zeugnis meets Studienberater

Foto von Bloggerin Thea

Autor:
Thea

Rubrik:
orientieren

21.05.2023

Vielleicht habt ihr durch meinen letzten Blog mitbekommen, dass ich bald wieder umziehen werde. Aber nicht nur das Zusammenziehen mit meinem Freund ist demnächst eine Veränderung in meinem Leben. Wie schon vor einem Jahr, als ich endlich mein Abizeugnis in den Händen hielt, beginnt bald wieder ein neuer Lebensabschnitt für mich. Im Juli neigt sich mein FSJ dem Ende zu, weshalb ich nun bald in das Student*innenleben eintauchen werde.

Schon während des Abis plagte mich die Qual der Wahl, ob ich nun Soziale Arbeit oder Sonderpädagogik studieren möchte. Wenigstens hatte ich schon eine grobe Ahnung. Viele meiner Mitschüler*innen hatten zu diesem Zeitpunkt noch keinen Plan, welchen Weg sie nach dem Abitur einschlagen werden. Aber nun kann ich glücklicherweise sagen, dass ich mich entschieden habe. Dabei hat mir vor allem der Austausch mit „beiden Seiten“ sehr geholfen. Durchs Babysitten, aber auch in der Nachbarschaft hatte ich ein paar Anlaufstellen, welche ich mit meinen Fragen zu beiden Studiengängen löchern konnte. So verschwanden bei mir nach und nach viele Fragezeichen und vor allem auch die unangenehmen Fragen wurden mir beantwortet, sodass ich mir eine eigene Meinung bilden konnte. Ich bin wirklich froh um diese Möglichkeiten, da ich natürlich auch den Weg zur Studienberatung suchte.

Denn wenn ich nur auf den Studienberater gehört hätte, hätte ich mich wahrscheinlich anders entschieden. All die persönlichen Erfahrungen, von denen mir die Personen berichteten, hatte er natürlich nicht. Wie auch, bei fast 10.000 Bachelorstudiengängen deutschlandweit. Da kann man ihm keinen Vorwurf machen. Was ich allerdings kritisch sehe, ist die Grundlage, auf welcher ich beraten wurde. Ich sollte mein Zeugnis mitbringen und neben zwei, drei Interessen, nach denen ich gefragt wurde, war das so ziemlich alles, was für den Berater ausschlaggebend war. Mit meinem Einser-Schnitt sei ich im Studium der Sozialen Arbeit unterfordert, ich solle lieber Lehrerin werden. Nach dem Sonderpädagogikstudium hätte ich zudem eine viel höhere Chance, verbeamtet zu werden, dem solle ich mir bewusst sein. Und auch das Gehalt sei ja nicht zu vergleichen.

Ja, damit hat er recht. Natürlich verdient eine verbeamtete Sonderpädagogin um einiges mehr als eine Sozialarbeiterin und auch die Pension und eine private Krankenversicherung bekomme ich als Lehrerin garantiert. Ja, der Weg hin zur Sozialarbeiterin ist auch ein kürzerer. Aber das heißt nicht, dass er weniger anspruchsvoll ist! Umso mehr wunderte mich sein Blick auf mein Zeugnis, welches angeblich etwas über mein Können verraten soll… Besonders in der Oberstufe ist mir klargeworden, wie wenig diese Zahlen über meine tatsächlichen Fähigkeiten aussagen. Sympathie, eigenes Wohlbefinden und am Ende des Tages auch schlichte Dreistigkeit können Noten so viel mehr beeinflussen als das, was man tatsächlich an Wissen im Unterricht lernt. Und ganz unabhängig davon werden viele Stärken gar nicht im Schulzeugnis abgebildet. Besonders Softskills oder eigene Interessen, welche bei der Berufswahl sicherlich entscheidender als mein Können im Mathe- oder Deutschunterricht sind, kommen in den Zeugnissen überhaupt nicht vor. Wie will der Studienberater allein dadurch wissen, welcher Studiengang nun besser zu mir passt?

Und daher fand ich es ganz schön unprofessionell, mir aufgrund meiner Noten den einen Studiengang als potenziell zu leicht einzubläuen. Abgesehen davon frage ich mich, ob man es sich nicht auch einfach mal leichtmachen darf? Muss man immer am Limit arbeiten und volle Möhre ausgelastet sein? Meine Mom sagt immer: „Müssen muss man gar nichts!“ Und das trifft auch hier finde ich ziemlich gut zu. Während die eine Person durchs Studium gefordert sein möchte, habe ich eben einen anderen Anspruch an mein Studium. Und so warte ich nun geduldig auf die Zusage meiner Hochschule und freue mich, dort vielleicht bald als Studentin der Sozialen Arbeit ein- und auszugehen.