Rubrik:
studium
08.03.2021
Autor:
Antoine
Rubrik:
studium
08.03.2021
Mein Praktikum hat gerade erst angefangen, und schon bin ich wieder in der Bewerbungsphase. Denn zwischen dem Ende im Juli und meinem Masterstudium im Oktober ist noch viel Zeit, um zu arbeiten und etwas Geld zu verdienen. Und wo ich so hier sitze und nach Stellen sehe, fange ich an, aus Spaß mal so zu zählen, wozu ich mich in meinem Leben schon beworben habe. Ich muss dazu sagen, ich bin ein digitaler Ordnungsfanatiker. Alle Dinge, beruflich oder privat, Urlaubsbilder, Rechnungen, E-Mail Verkehr mit Professor*innen oder Leuten von Firmen, Photoshop-Dateien und eben Bewerbungen. Alles feinsäuberlich abgelegt, geordnet und verstaut. Ich kann also sehr leicht nachvollziehen, mit welchen Jobs ich früher Geld verdienen wollte.
Ich glaube die witzigste Stelle, auf die ich mich beworben habe, war bei einem Sachverständigenbüro mit eingegliederter Privatdetektei. Diese haben einen Studierenden gesucht, der Personen beobachtet, im Tatort-Deutsch: beschattet. Ich kann gut still sitzen, habe sehr viel Geduld und mir wird nie langweilig. Also der perfekte Job für mich. Zu dieser Zeit hatte ich mir gerade von meinem Gehalt aus verschiedenen Jobs für 300 Euro einen hellgrünen Opel Corsa gekauft, bei dem ich vor jeder Fahrt beten musste, dass er anspringt. Der Gedanke, damit unauffällig Verdächtige zu observieren, amüsiert mich bis heute.
Leider hat mich das Sachverständigenbüro wohl nicht für einen geeigneten Kandidaten gehalten. Ich kann ihnen das auch nicht verübeln, denn meine Anschreiben und Lebensläufe waren absolut grausig. Dass ich das sehe, ist der Nachteil daran, wenn man alles archiviert. Im Nachhinein wundere ich mich eher, wie ich überhaupt jemals einen Job bekommen habe und vor allem, warum um alles in der Welt ich Rot als Akzentfarbe in meinen Unterlagen so exzessiv eingesetzt habe.
Ich habe vor einem Jahr nochmal meine Bewerbungsunterlagen an den Career Service zur Korrektur geschickt und mit dem Vermerk zurückbekommen, dass sie keine Verbesserungsvorschläge haben. An kleinen Dingen wie diesen erkennt man, dass man besser wird und das ist schön. Vielleicht sollte man aber manchmal auch auf sein Herz hören und einfach Rot als Akzentfarbe benutzen. Oder?
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