Rubrik:
studium
29.10.2024
Autor:
David
Rubrik:
studium
29.10.2024
Es war soweit: Der Tag der Tage stand an und ich war sehr aufgeregt und äußerst motiviert, als ich morgens in Quito von einem dicken Gelände-SUV abgeholt wurde. Erst luden wir noch Equipment ein und holten Roberto ab, der mit mir (und dem Führer) den Berg besteigen sollte. Roberto sah ebenfalls motiviert aus, wenngleich er weniger Erfahrung in den Bergen und eine schlechtere Akklimatisierung hatte. Das verunsicherte mich etwas, da wir, wenn als Team den Gipfel erreichen würden und im Falle eines Abbruchs beide wieder heruntermüssten. Während der fünfstündigen Fahrt zum Berg verflog dieses Gefühl weitestgehend, da wir uns sehr gut verstanden und die Zeit wie im Flug verging. Und dann ragte der Berg auch schon vor uns auf. In dem Moment war es für mich vollkommen surreal, mir vorzustellen, am nächsten Tag selbst auf dem Gipfel zu stehen. Wir befanden uns auf 3.000 Metern im Hochland und es ragten 3.000 weitere, gletscherüberzogene und schroffe Meter vor uns auf. Immer wieder blitzte der Hauptgipfel (Whymper genannt) heraus und ich war wie in Trance.
An der Berghütte angekommen, unternahmen wir noch einen Spaziergang zur Lagune auf 5.000 Metern, was aber nicht vergleichbar mit dem nächsten Tag war. Denn es standen 1.500 Höhenmeter von 4.800 Metern zum Gipfel in einer Distanz von knapp 3 Kilometern vor uns. Das steilste, was ich je im Leben zurückgelegt habe. Wir gingen nachmittags ins Bett und um zehn abends klingelte der Wecker. Wir hatten Glück. Das Wetter war ausgezeichnet und fast windstill. Das hieß minus zehn Grad auf dem Gipfel anstatt minus 25. Mit allem Equipment an uns ging es los durch die tiefe Nacht und ich hatte ein mulmiges Gefühl im Magen. Nach einer kurzen Nacht auf fast 5.000 Metern Höhe ist das normal, bald lief ich wie automatisch hinter Jorge, unserem Guide, her. Atmen und Weiterlaufen war die Devise. Im Vergleich zu Roberto war der erste Teil für mich sehr entspannt und mir war überraschend warm, sodass ich ein paar Kleidungsstücke ausziehen musste.
Ab dem Hoch-Camp ging es dann aber richtig los: Wir überholten ein paar andere Gruppen und befanden uns direkt in einer vereisten Kletterpassage. Steigeisen an und Eispickel fest in der Hand, kletterten wir langsam aber sicher hoch. Wir waren im Seil gesichert, aber ein Sturz wäre trotzdem fatal gewesen. Ich fühlte mich sicher, auch wenn die Bergschuhe deutlich steifer waren, als ich es mit meinen Laufschuhen gewohnt war. Die Steigeisen fühlten sich natürlich an und ich hatte einen sicheren Tritt. Im Sternenlicht ging es von da an zunehmend steiler an Seracs und Spalten immer weiter den Gletscher hoch. Ich merkte, wie sich meine Energiereserven zunehmend leerten und trank bei jeder Pause von meinem gezuckerten Energiegetränk, das langsam aber sicher in der Plastikflasche zum Eisblock wurde. Pausen gab es genug, da mein Partner immer instabiler aussah. Jorge und ich tauschten besorgte Blicke aus. Doch Roberto gab nicht auf und das Stolpern hörte bald wieder auf. Langsam ging es weiter hoch, nun zunehmend kälter, sodass ich Zehen und Finger konstant bewegen musste, um sie noch zu spüren ...
Vielen Dank für dein Feedback zu dieser Seite! Deine Kritik oder dein Lob zu abi.de kannst du uns gerne auch ergänzend über „Kontakt“ mitteilen. Deine abi» Redaktion
Diese Seite ist erreichbar unter:
https://abi.de/interaktiv/blog/praktikum-im-studium/der-weg-zum-gipfel