Rubrik:
studium
12.12.2019
Autor:
Marie
Rubrik:
studium
12.12.2019
Dass in meinem Geschichtsunterricht an der Schule einiges zu kurz kam, ist mir klar. In der Oberstufe musste plötzlich alles ganz schnell gehen: Abiturklausuren standen an, die Kurse wurden immer kleiner und wer in dem jeweiligen Fach keine Prüfung mehr schrieb, hatte meist wenig Motivation, dafür zu lernen oder im Unterricht mitzuarbeiten.
Die Konsequenz war, dass die DDR in unserem Geschichtsunterricht schlichtweg nicht angesprochen wurde. Ich kann mich daran erinnern, dass wir in der Unterstufe unfassbar lange über das antike Griechenland und das römische Reich gesprochen haben. Bei der neuen deutschen Geschichte schafften wir es bis 1945 – aber kein Jahr weiter.
Heute schockiert mich das: Was die Teilung für Deutschland bedeutet hat, wurde mir in der Schule nie beigebracht.
Die scheinbar vergessene DDR ist nicht der einzige Punkt, für den ich den Geschichtsunterricht meiner ehemaligen Schule kritisiere: Auch viele andere Themen, die starke Auswirkungen auf unsere heutige Politik haben, haben keinen Platz im Curriculum gefunden. Über die Europäische Union wurde beispielsweise nie gesprochen. Auch war unser Geschichtsunterricht komplett auf Deutschland ausgerichtet: Was während des Zweiten Weltkrieges zum Beispiel in Ostasien passierte, spielte keine Rolle.
Ich schreibe ab und zu Beiträge für Zeitungen oder Magazine. In den vergangenen Wochen habe ich an einem Beitrag über junge Menschen gearbeitet, die für das Studium aus dem ehemaligen Gebiet der DDR in den Westen oder andersherum gezogen sind. Viele, die wie ich in Westdeutschland aufgewachsen sind, haben dabei mein Bild bestätigt: Auch ihnen wurde erst wirklich klar, welche Nachwirkungen die DDR und der Mauerfall noch bis heute haben, als sie in den Osten Deutschlands gezogen sind. Auf der anderen Seite waren viele meiner Interviewpartner, die im Osten aufgewachsen sind, schockiert, wie wenig wir über das ehemalige Leben in der DDR wissen.
Immer wieder habe ich mich bei den Gesprächen gefragt, was wir machen können, um für mehr Austausch zu sorgen: Damit es mehr Jugendaustausch innerhalb Europas gibt, werden schließlich Auslandssemester dank Erasmus gefördert. Vielleicht ist es Zeit, ebenso Schüler-, Azubis- und Studierendenaustausche innerhalb von Deutschland zu unterstützen?
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