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Master live: Zeit ist wie Sand

Porträtfoto des Bloggers Antoine

Autor:
Antoine

Rubrik:
studium

12.01.2021

Ich glaube, während der Pandemie haben viele von uns gemerkt, wie schnell man sich an Dinge gewöhnen kann. Wenn wir im Fernsehen oder auf Netflix Menschen sehen, die dicht gedrängt beieinanderstehen oder sich sogar umarmen, dann erschaudern wir, weil sie keine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Mir ist noch etwas anderes aufgefallen: Seit dem Beginn meines Praktikums habe ich keinen Blogeintrag geschrieben und das war absolut unabsichtlich. Aber vor allem während des Lockdowns ist jeder Tag so ähnlich, dass ich jedes Gefühl für Zeit verloren habe. Die Tage und Wochen fliegen mit so einer Geschwindigkeit an mir vorbei, dass es mir unmöglich scheint, zu verweilen, die Zeit festzuhalten. Verrückt. Ich bin jetzt seit zwei Monaten in Berlin und hatte in meinem Leben noch nie eine Phase, in der die Zeit sprichwörtlich so schnell an mir vorbeigeflogen ist. Dafür ist aber nicht nur der Lockdown verantwortlich, sondern auch mein Praktikum, das in zwei Wochen schon wieder vorbei ist. Denn genau, wie wir uns an die neuen Umstände in der Pandemie gewöhnen, so habe ich mich auch an die Arbeit und die Arbeitsbelastung gewöhnt. Versteh mich nicht falsch, die Arbeit in einem Bundesministerium ist mindestens genauso gut, spannend und cool wie ich sie mir vorgestellt habe, aber das Arbeitspensum und der Zeitdruck sind doch relativ dicht und auf Dauer anstrengend. Seit Beginn meines Praktikums habe ich keine Woche weniger als 50 Stunden gearbeitet. Die Aufgaben an sich sind sehr schön, interessant und fordernd. Ich hätte auch ungerne ein Praktikum, in dem ich meine Tage mit kopieren und Kaffee kochen verbringe. Aber Nebeneffekt dieser Arbeit ist, dass man automatisch in einen Tunnel kommt, in dem die Zeit scheinbar noch schneller vergeht. Dass in diesem Tunnel der einzelne Tag an Bedeutung zu verlieren scheint, macht es schwieriger, achtsam im hier und jetzt zu leben. Außerdem konnte ich meine Gitarre, die mein größtes Hobby ist und mir in stressigen Phasen immer als Ausgleich gedient hat, nicht mit nach Berlin bringen. Auch das hat die Tunnelfahrt nochmal beschleunigt. Umso krasser war der Tapetenwechsel über die Feiertage. Gerade auf Reisegeschwindigkeit in meinem Tunnel angekommen, wurde ich wieder aus meine „Alltagstrott“ herausgerissen. Die Wände im Tunnel können ein trügerisches Gefühl von Wärme geben, trotzdem ist es schön, außerhalb des Tunnels wieder nach rechts und links blicken zu können, die Scheuklappen abzunehmen und die Landschaft zu genießen.