Rubrik:
studium
15.10.2024
Autor:
David
Rubrik:
studium
15.10.2024
Nun bin ich bereits einige Wochen in Ecuador und von Beginn an hatte ich die Berge im Blick. In Quito ist das ehrlich gesagt sowieso unmöglich, da die Stadt von der westlichen Küstenseite vom „Integral de Pichincha“ umgeben ist. Pichincha beschreibt das Kanton beziehungsweise die Region, in der Quito liegt, und die Beschreibung der Berge geht auf alte Sagen der indigenen Gruppen des Tales zurück. Für sie waren die (mittlerweile erloschenen) Vulkangipfel jeweils Teil einer Familie, weshalb es neben Vater und Sohn den „Rucu“ Pichincha gibt. Jener ist der offizielle Hausberg und mit knapp 4.700 Metern Höhe ein optimales Akklimatisierungsunterfangen für weitere Berge Ecuadors. Bis 4.000 Meter gibt es außerdem einen Berglift (Quito liegt ja bereits auf 2.900 Metern), was eine Tagestour nochmals vereinfacht.
Da ich nur mit Handgepäck nach Quito gereist bin, musste ich mich etwas minimalistisch auf die Berge vorbereiten und entschied mich für ein gutes Trail-Run-Outfit. Alles Weitere wollte ich mieten, was bisher ziemlich gut klappt. Der Rucu stand also zuerst auf der Liste und mittlerweile habe ich ihn (natürlich schneller als beim ersten Mal) zum zweiten Mal erklommen. Die Route ist nicht besonders schwer, auch wenn am Ende die letzten hundert Höhenmeter im alpinen Gelände (maximal zweiter Klettergrad) bezwungen werden müssen. Nachdem ich bei meiner Erstbesteigung nur Wolken vor dem Gesicht hatte, wurde ich beim zweiten Mal mit einer herrlichen Aussicht und viel Sonne belohnt. Auf die Sonne hätte ich verzichten können, da sie mich trotz mehrfachem Eincremen zuverlässig verbrannt hat. Doch der Tag brachte noch mehr Glück. Als ich oben die Aussicht genoss und mich bereits auf das Runterrennen freute, lernte ich Carlos kennen, der etwas länger bis zum Gipfel gebraucht hat. Carlos ist immerhin über 50, weshalb ich von seiner Leistung ziemlich beeindruckt war. Wir verabredeten uns, in der kommenden Woche zusammen laufen zu gehen und er wollte mir seine Lieblingsrouten im Stadtpark zeigen. So schnell knüpft man in Ecuador wohl Kontakte.
Wir verstanden uns gut und als ich ihm von meinen weiteren Bergplänen erzählte, zeigte sich, dass er selbst gerne Berge besteigt und sich natürlich sehr gut in Ecuador auskennt. Keine zwei Wochen später brachen wir um vier Uhr morgens zum Illiniza Massiv auf, um den Illiniza Norte Gipfel zu besteigen. Diesmal natürlich mit Helm und dicken Handschuhen. Carlos kannte die Strecke und wir waren schnurstracks auf dem 5.000 Meter hohen Gipfel, den wir zu einem Drittel erklettern mussten. Der Abstieg war wie bei Vulkanen so oft ziemlich leicht und flott, da wir über das vulkanische Geröllfeld surfen konnten. Diese Schotterberge sind zum Aufstieg fast unmöglich, aber bergab eine richtige Achterbahn.
Nun steht nächste Woche der Tungurahua an. Für Carlos wird es auch das erste Mal auf diesem Berg sein, der in Ecuador für sein notorisch schlechtes Wetter bekannt ist. Bisher zeigt sich der Wetterbericht gütig, aber hier zählt dieser bekanntlich wenig. Der Gipfel des Tungurahua (aus dem Quichua übersetzt: Feuerhals) ist meine Hauptprobe für das letzte Ziel meiner Zeit in Ecuador: der Chimborazo. Dieser ist mit fast 6.300 Metern der höchste Berg Ecuadors und vom Erdkern gemessen, sogar der höchste Punkt der Erde. Dort wartet ein knackiger Gletscheraufstieg auf mich in bis zu minus 20 Grad Celsius. Der Chimborazo ist immerhin erloschen, was man über den Tungurahua leider nicht sagen kann …
Dennoch habe ich mich bisher in Begleitung von Carlos sehr wohl gefühlt und glaube, dass wir (falls das Wetter mitspielt) gute Chancen haben, die Gipfel zu erreichen (und natürlich wieder heil herunterzukommen).
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