Rubrik:
orientieren
12.11.2021
Schülerleben live: Alltagsinseln
Oben auf unserem Balkon sitze ich mit Blick auf die Felder und beobachte den Sonnenuntergang. Ruhig höre ich den zwitschernden Vögeln zu. Mein Handy ist ausgeschaltet und es gibt keine Ablenkung. So sitze ich hier, im Schneidersitz auf dem selbstgebauten Paletten-Sofa. Ich genieße das hier gerade.
Aber wie oft passiert das? Dass man sich mal bewusst zurückzieht und das Hier und Jetzt genießt? Ständig ist man in Bewegung und unter Strom. Da fallen solche Kleinigkeiten selten auf. Und dabei möchte ich sowas doch gar nicht übersehen. Viele lieber möchte ich diese kleinen Dinge so wie jetzt ganz bewusst erleben, mich auf diese konzentrieren und sie genießen. Ich glaube, sowas wie gerade ist ganz wichtig im Leben. Das Bewusstsein für seine Umwelt und die kleinen Freuden im Leben. Ist es nicht das, was das Leben erst so richtig lebenswert macht? Bekommt man diese Kleinigkeiten überhaupt mit, wenn man sich treiben lässt vom hektischen Alltag?
Ich denke, dass diese Alltagsinseln, wie ich sie gerne nenne, essenziell sind. Dieses objektive Betrachten. Mal von außen auf die Situation zu schauen und einfach mal die Perspektive wechseln. Das habe ich heute schon mal gemacht. In der Schulpause bin ich nach draußen gegangen und habe den spielenden Kindern zugeschaut. Ich saß nicht mittendrin, sondern habe mit etwas Abstand an einem Baum sitzend zugeguckt. Und der ganze Trubel, der auf einmal auf dem Pausenhof herrschte, ist mir so vorher noch nie aufgefallen! Wie auch, wenn man sonst selbst ein Teil davon ist. Ich war echt überrascht, weil ich es selbst vorher noch nie als so ein Gewusel empfunden habe. Und so war es wie in einem Wimmelbuch und ich entdeckte von Minute zu Minute immer mehr Details, die mir im Vorbeigehen sicherlich nicht aufgefallen wären.
Solche kleinen Alltagsinseln sind für mich wichtig. Wenn das Leben mal wieder nur so an einem vorbei zieht und man sich im Alltag gefangen fühlt, dann ist es gut sich in eigene kleine Safespaces zurückziehen zu können. Und ob das jetzt der gemütliche Balkon am Abend oder der Baum auf dem Pausenhof ist, bleibt natürlich jedem und jeder selbst überlassen.