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Austausch Review Part 2

Autor:
Emily

Rubrik:
orientieren

23.05.2024

Nachdem ich in meinem letzten Beitrag vor allem einiges zu den Programmpunkten während des Aufenthalts unserer Prager Gäste gesagt habe, möchte ich dieses Mal vor allem darüber berichten, was für Barrieren uns – also mir und meinen Klassenkamerad*innen – während des Austauschs im ersten Teil begegnet sind. Denn obwohl natürlich die Sprachbarriere im Vordergrund stand, weil ein paar Jahre Deutschunterricht in Relation zum Erlernen einer ganzen Sprache trotzdem nicht viel ist, gab es noch andere Hindernisse in der Kommunikation.

Erst mal ist es wichtig, direkt zu sagen, dass, obwohl Tschechien eines von Deutschlands Nachbarländern ist, es große kulturelle Unterschiede gibt und von der Kultur abgesehen besteht aber noch ein prägnanter Unterschied, der unseren Austausch allgegenwärtig beeinflusst hat – das Schulsystem.

Denn in Prag bzw. Tschechien ist es nicht so wie in Deutschland, so wie ich es von meinem Übertritt noch im Gedächtnis habe, dass man einfach mit geeigneten Grundschulnoten an eine Schule der Wahl geht, sich dort anmeldet und in der Regel letztendlich auch angenommen wird. In Prag werden nach der Grundschulzeit an jeder Schule Einstufungstests geschrieben, wofür die Kinder meistens monatelang lernen. Und entweder man hat das Glück eines der (wie an unserer Partnerschule) 30 Kinder von den etwa 1.000 Teilnehmenden zu sein und bekommt einen Platz, oder eben nicht.

Dadurch, dass jeder einzelne Schüler und jede einzelne Schülerin schon immer mit Leistungsdruck aufgewachsen ist und dieser Druck nach deren Erzählungen auch im normalen Schulleben allgegenwärtig ist, haben sie eine ganz andere Beziehung zu ihren Leistungen, als sie die meisten von uns haben. Denn auch, wenn wir in Deutschland viel Leistungsdruck haben, unterscheidet sich das Arbeitspensum von uns und unseren Partnern doch sehr stark.

Hinzu kam noch ein ganz anderer Unterschied im Leben: Die meisten Austauschschüler leben direkt in Prag und die meisten Schüler*innen aus meiner Klasse leben in Dörfern oder verhältnismäßig kleinen Städten. Während meine Partnerin zum Beispiel zehn Minuten zur Schule fährt, fahre ich 45 Minuten mit dem Bus zur Schule.

Also alles in allem gab es einige Unterschiede im Bezug auf Leben und Schule, denen wir uns stellen mussten. Für mich war das aber wirklich eine schöne Erfahrung, auch mal einen Einblick in den Alltag von jemand anderem zu bekommen. Natürlich kam es bei den Austauschpaaren auch immer darauf an, wie lange individuell jede*r Prager*in Deutsch gelernt hat und ob es gleichgeschlechtliche Partner waren oder nicht, und generell ist es natürlich eher zufällig und nicht absehbar, wer sich gut mit Austauschschülerin oder -schüler versteht.

Ich freue mich aber sehr auf den zweiten Teil des Austauschs, denn das waren nur die ersten Eindrücke. Also bin ich sehr gespannt, wie es für mich in Prag ablaufen wird, und wie viel von diesen ersten Eindrücken sich tatsächlich bewahrheiten wird. In jedem Fall werde ich euch davon berichten!

Eure Emily