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Schülerleben live: Ein Hoffnungsschimmer

Schatten von Bloggerin Melissa.

Autor:
Melissa

Rubrik:
orientieren

13.06.2022

In den letzten Wochen habe ich intensiv für mein Abitur gelernt und deshalb viele Stunden an meinem Schreibtisch verbracht. Lange habe ich geübt und recherchiert, um wirklich jedes Detail zu erfahren und bestmöglich vorbereitet zu sein. Dabei vergaß ich oftmals die Zeit und ließ mich auf Randthemen ein, die im Endeffekt recht wenig mit meinem Abitur selbst zu tun hatten. So weiß ich jetzt beispielsweise eine Menge über die Entwicklung von Flugzeugen, obwohl das für meine Erdkundeprüfung wohl doch eher nebensächlich war.

Um trotz aller Recherche mit dem eigentlichen Lernstoff fertigzuwerden, erstellte ich mir sechs Wochen vorher einen Lernplan, mit dem ich zu meinen Prüfungen genau passend vorbereitet sein wollte. Allerdings merkte ich jeden Tag mehr, wie viel Druck mir dieser Plan machte und dass es kaum möglich war, wirklich alles zu schaffen. Trotzdem zog ich den Plan fast bis zum Schluss durch, aus Angst nicht gut genug zu sein.

Eines Abends, nach einem langen, stressigen Tag, schaute ich aus meinem Fenster. Es war ein warmer Tag gewesen, der Himmel war fast wolkenfrei. Ich ließ meine Gedanken schweifen und mit Schreck fiel mir auf, dass ich das Haus seit fast fünf Wochen kaum noch verlassen hatte. Während meine Familie und meine Freunde langsam sonnengebräunt wurden, saß ich immer noch kreidebleich und gestresst in meinem Zimmer. Ich hatte all meine freie Zeit, auf die ich mich seit Jahren gefreut hatte, nur ins Lernen investiert und mich fast darin verloren.

Doch als in diesem Moment in den Himmel sah, wurde mir eines klar. Während ich in meinem Zimmer gesessen hatte, waren tausend schöne Momente vergangen, die ich nicht erlebt hatte. Dabei lebt man nur einmal und man weiß nie, wann der letzte Tag, der letzte wunderschöne Sonnenuntergang oder die letzte Umarmung mit seinen Liebsten sein wird. Damit möchte ich nicht sagen, dass es falsch ist zu lernen. Ich finde aber, es kommt dabei ganz auf die Motivation dahinter an. Mein ganzes Leben lang habe ich mir einen guten Schulabschluss gewünscht, nicht für mich, sondern einfach weil ich nach Anerkennung von meinem Umfeld und meiner Familie gestrebt habe. Im Nachhinein habe ich festgestellt, dass das vielleicht nicht der richtige Weg ist.

Mir fällt es nach wie vor schwer, dieses Leistungs- und Anerkennungsprinzip hinter mir zu lassen und in sehr vielen Situationen merke ich, dass ich Dinge zumindest nicht nur für mich selbst mache, sondern auch für das Lob und die Anerkennung.

Jener Abend aber, an dem ich in den Himmel schaute und beobachten durfte, wie er sich in den schönsten Blau-, Türkis- und Lilatönen zu einem Nachthimmel mit unendlich vielen Sternen wandelte, war wie ein Hoffnungsschimmer. Egal wie oft ich mich in meinem Hamsterrad aus Stress und Lernen gedreht habe: Die Welt da draußen wartet darauf, von mir entdeckt zu werden. Ich beschloss, mein Handeln in der Zukunft mehr zu hinterfragen, um mir selbst treu zu bleiben.