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Schülerleben live: Eine Selbstverständlichkeit

Foto von Bloggerin Thea

Autor:
Thea

Rubrik:
orientieren

30.07.2021

Ich war letztes Jahr mit zwei Freundinnen übers Wochenende verreist. Also eigentlich war es nur ein Kurztrip. Für mich war es aber eine andere Welt: eine große Stadt, Straßenbahnen, Läden, veganes Essen, als hätte es nie etwas anderes gegeben. Alles Dinge, die für mich noch besonders und ganz anders als in meinem Dorf sind.

Auf dem Land, wo jeder jeden kennt und man sich im Tante-Emma-Laden duzt, grüßt man sich schon aus 50 Meter Entfernung. Und wehe, man grüßt nicht! Früher fand ich es immer irgendwie lästig und manchmal sogar ein bisschen nervig. Besonders, wenn man nach einem langen Schultag aus dem Bus steigt und einfach nur nach Hause möchte, ohne noch der Nachbarin von der Schule zu erzählen oder den Opa auf seiner täglichen Gassi-Runde zu grüßen. Aber es ist herzlicher und persönlich als in der Stadt und das wurde mir durch den Trip bewusst.

Zurück zu meinem Mädels-Trip. Nachdem wir angekommen waren und das Zimmer bezogen hatten, wollten wir die Stadt erkunden. Wir machten uns gut gelaunt und erwartungsvoll auf den Weg. Irgendwann kam uns eine junge Mami, bepackt mit Kinderwagen und Laufrad, entgegen. Die Straße war relativ schmal und durch die parkenden Autos wurde der Gehweg eng, besonders wenn man so beladen ist, wie sie es war. Ich machte also Platz, guckte sie an und grüßte sie.

Meine Freundinnen kicherten und Frau grüßte irritiert und etwas verlegen zurück. Ich wunderte mich. Klar, mir war bewusst, dass Grüßen in der Stadt nicht so üblich ist, wie man es vom Land kennt. Jedoch war ich wirklich verwundert über die peinlich berührte Reaktion der Frau.

Was man nicht gewohnt ist, ist immer irgendwie komisch. Aber ihr Verhalten hat mich zum Nachdenken angeregt. Bei einer Sache, die keinem wehtut und einem auch noch ein Lächeln ins Gesicht zaubert, hat mich ihr Zögern doch ganz kurz in Verlegenheit gebracht. Da merkt man mal wieder, wie fest verankert selbst kleine Dinge sind, wenn sie zur Gewohnheit werden. Es war mir gar nicht mal bewusst, ganz automatisch grüßte ich diese Frau.

Kurz war es also mehr oder weniger für uns alle unangenehm und so komme ich zum Entschluss, dass ich das Grüßen auf dem Land doch echt gerne mag und es für mich einfach irgendwie dazu gehört.