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Schülerleben live: Kompetenzen

Ein Porträt-Foto von Maril

Autor:
Maril

Rubrik:
orientieren

29.05.2020

Es ist unter Schülern ein manchmal verächtlich, manchmal wehmütig, manchmal ehrfurchtsvoll verwendetes Wort: Kompetenzen. Gerade in dieser unsicheren Zeit, die viel von den Menschen abverlangt, zeigt sich auch unter Schülern, wer die ständig geforderten Kompetenzen verinnerlicht hat – und wer nicht.
Als ich in der achten Klasse war, begann für meinen Jahrgang und damit auch für mich an unserer Schule die sogenannte Berufs- und Studienorientierung. Wir führten zahlreiche Interessen- und Berufsfeldtests durch, um herauszufinden, welcher Beruf bzw. welches Studium zu uns passen würde: Persönlichkeitstest, Studienwahltests, Berufswahltests. Ein Highlight dieser Zeit waren Tests, die nicht nur ein Persönlichkeitsprofil anhand der eigenen Selbsteinschätzung, sondern auch ein Leistungsprofil anhand von Aufgaben zu z.B. Allgemeinwissen, mathematischen und technischen Fähigkeiten oder Rechtschreibung und Textverständnis erstellten. Die Aussicht auf eine „Auswertung nach wissenschaftlichen Methoden" klang vielversprechend und für viele sollte sie die Bestätigung für den bereits gefassten Berufswunsch sein.
Doch egal welchen Test wir durchführten, immer wieder sprang einem das Wort „Kompetenzen“ förmlich entgegen. Es ging um Selbstkompetenzen wie Belastbarkeit, Flexibilität und Selbstständigkeit und Sozialkompetenzen wie Konflikt- und Teamfähigkeit. Häufig hatte ich jedoch in der Schule das Gefühl, dass wir diese ganzen Kompetenzen gar nicht wirklich brauchen – zumindest mussten wir sie nie wirklich unter Beweis stellen. In einer Biologie-Klausur fragt dich ja keiner nach deiner Kreativität und bei einer Gruppenaufgabe hakt auch niemand nach, ob diese gemeinschaftlich und fair gelöst wurde.
In Zeiten von Corona jedoch werden viele Kompetenzen auf eine harte Probe gestellt: Selbstständigkeit, Organisations- und Konzentrationsfähigkeit, Durchhaltevermögen, Belastbarkeit und Lernbereitschaft. In der „normalen“ Schulzeit konnte manch fauler Schüler seine Ausfälle durch Abschreiben oder Spicken oder schon allein durch die verpflichtende Anwesenheit im Unterricht kompensieren. Doch nun musste jeder selbst aktiv werden. Wer nicht gelernt hat, sich selbst zu organisieren und sich zum Lernen zu motivieren, hat eher schlechte Karten. Doch vielleicht ist auch der ein oder andere über sich selbst hinaus gewachsen.