Rubrik:
orientieren
16.10.2019
Autor:
Maril
Rubrik:
orientieren
16.10.2019
Die zwölfte Klasse ist ein ziemlich anstrengendes Schuljahr und das nicht, weil der Stoff so anspruchsvoll ist. Es ist die Menge der Themen, die in der kurzen Zeitspanne bewältigt werden muss. Mein erstes Halbjahr der Klasse 12 umfasst exakt 13 Wochen. Abzüglich der Feiertage sind das genau 62 Schultage. Und in dieser Zeit soll man dann 15 Klausuren schreiben, von den zahlreichen zusätzlichen Leistungskontrollen will ich gar nicht erst anfangen. Die vielen Zahlen bedeuten vor allem eins: Stress. Wochen mit zwei oder gar drei Klausuren sind Standard. Und dann noch hier ein Vortrag, da eine kleiner Test und nicht zu vergessen die mündliche Note, die natürlich weniger sinnvoll ist, wenn man die Hälfte des Unterrichts mit dem Schreiben von Klausuren und Tests verbringt.
Offenbar verfalle ich wieder in alte Muster. Dabei hatte ich mir doch vorgenommen, nicht mehr so zu jammern und zu meckern. Es ist eigentlich nicht das viele Lernen, das mich stört. Es sind die Kommentare meiner Mitschüler. Sie beschweren sich fortwährend über die Lehrer, zu viel Lernstoff und sinnlose Aufgaben. Ich bin manchmal einer von ihnen, das will ich gar nicht leugnen. Wir meckern, lästern und jammern. Wir stempeln jede Aufgabe als sinnlos ab, die etwas mehr Aufwand bedeutet oder deren reale Anwendung sich uns (noch) nicht erschließt. Doch eigentlich ist das ziemlich verlogen.
Wir haben uns bewusst dafür entschieden, das Abitur zu machen. Wir haben das System aber etwas missverstanden. Wir glauben immer, dass der Abiturlernstoff uns in unserem späteren Leben etwas nützen müsse. Doch niemand verlangt von uns, dass wir in zwanzig Jahren immer noch den Verlauf des zweiten Weltkrieges oder den Citratzyklus bis ins Detail herbeten können. Es geht doch beim Abitur um Allgemeinbildung. Wenn nur 5 Prozent des Wissens, das wir über die Jahre lernen, in unseren Köpfen hängen bleibt, wäre das eine gute Gesamtbilanz. Das Wichtigste, das wir in der Schule erlernen, ist doch das Lernen selbst – als Vorbereitung fürs Studium und fürs gesamte weitere Leben. Deswegen lerne ich weiter für all diese Klausuren und Tests und mache Hausaufgaben, denn so sinnlos finde ich das alles gar nicht.
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