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Schülerleben live: Wenn die Welt sich zu schnell dreht

Ein Porträt-Foto von Han

Autor:
Han

Rubrik:
studium

15.01.2021

Manchmal kommt mir alles in der Welt zu schnell und zu laut vor.
Und damit ich meine ich wirklich alles: was gerade politisch in der Welt passiert, sechs Aufsätze zu „Nathan der Weise“ schreiben zu müssen, sexistische Artikel in Zeitschriften, ein laustarkes Kursgespräch, der vertrocknende Weihnachtsbaum, die Unmengen an WhatsApp-Sprachnachrichten, die darauf warten, von mir gehört zu werden.
Dann kommt der Moment, in dem mein Kopf abschaltet und ich mich fühle, als säße ich ausgeloggt vor meinem Laptop und wüsste das Passwort nicht mehr. Zugriff verweigert. Das passiert meist ohne Vorwarnung und erst im Nachhinein erkenne ich dann die ganzen Kleinigkeiten, die sich angestaut haben, bis mein Kopf runterfährt.
Zwangspause.
Dann der Versuch, mir innerhalb von einem halben Nachmittag, zwischen Deutsch- und Matheklausur, wieder Energie zu beschaffen, indem ich mir einen Tee mache und abends 5 Seiten in meinem Lieblingsroman lese.
Dass das nicht sonderlich effektiv ist, muss ich wahrscheinlich nicht erklären.
Dass es dann meist auch nur wenige Tage dauert, bis ich wieder abschalte, wahrscheinlich auch nicht.
In den letzten Tagen habe ich gemerkt, dass ich mehr Acht auf mich geben muss und das nicht im Sinne einer Gesichtsmaske, sondern indem ich mir bewusst mache, womit ich meine Zeit verbringe, wann ich Pausen brauche und wann mir welche Informationen und Menschen guttun. Wenn die Welt zu laut ist, muss ich sie eben für einen Augenblick auf stumm stellen. Dass das nicht egoistisch ist, muss ich vermutlich erst noch verinnerlichen, aber immerhin weiß ich es schonmal.
Die Welt auf stumm stellen, das funktioniert für mich am besten dadurch, regelmäßig zu lesen, selbst Tortellini zu kochen, Brownies und Zimtschnecken zu backen, morgens Wasser zu trinken und Yoga zu machen und mein Bett neu zu beziehen, unter anderem zumindest.
Ich habe keine Neujahrsvorsätze, aber ich hoffe, dass ich mir dieses Jahr öfter den Gefallen tun werde, bewusst zu entschleunigen, damit sich die Welt nicht mehr ganz so schnell dreht.