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Studieren im Ausland: Afrika

Blogger David mit einem Pappschild, auf dem MADRID steht.

Autor:
David

Rubrik:
studium

28.09.2022

Ende August erweiterte sich mein Kontinente-Portfolio um eine weitere Nummer. Von Tarifa, Spanien, bin ich eine Dreiviertelstunde mit der Fähre nach Tanger, Marokko, gefahren. Die Überfahrt verlief für mich ohne Probleme, aber für die Dame einer Reisegruppe eine Sitzreihe weiter wurde die Reise bereits am Hafen beendet. Keine Einreise ohne Reisepass. Während sie aufgeregt auf Spanisch erst diskutiert, dann beleidigt und zu guter Letzt gebettelt hat, genoss ich die Aussicht auf den dritten Kontinent, den ich in meiner Lebenszeit betreten durfte.

Dort angekommen, bekam ich den ersten kleinen Kulturschock der Reise. Spanien war mir immerhin altbekannt und Portugal war abgesehen von der Sprache kulturell definitiv sehr europäisch. In Marokko hingegen war nicht nur die Sprache anders, sondern mein Handyvertrag ging nicht mehr, das Geld war anders und überall sah man Kopftücher. Ich bemerkte schnell, dass die Logik, mit der dieses Land funktioniert, eine grundsätzlich andere ist als jene des westeuropäischen Modells. Vieles erinnerte mich auch an meine Zeit in Peru zurück. Die Märkte, das offene Treiben in den Straßen und natürlich auch der omnipräsente Müll, egal wo der Blick hinwanderte.

Während ich von links und rechts mehr oder weniger offensiv angesprochen wurde, ob ich ein Taxi bräuchte, zu einer Unterkunft wolle oder Interesse an Haschisch hätte, bahnte ich mir sicher einen Weg durch die engen, voller Leben gefüllten Gassen Tangers. Einen Punkt nach dem anderen hakte ich auf meiner Liste ab, sodass ich bald darauf wieder mobile Daten, eine sportliche Summe an Bargeld und Orientierung hatte. Mein Ziel war schon lange der Süden und ich beschloss daher, mit dem Zug nach Casablanca zu fahren. Marokko ist ein wahnsinnig großes Land und das Trampen ist für mich zwar das Fortbewegungsmittel der Wahl, aber manchmal möchte man auch einfach schnell reisen. Im Stress zu trampen macht keinen Spaß und klappt meistens sowieso nicht.

So kam ich kurz vor Sonnenuntergang in Casablanca an und entfernte mich zunächst vom Bahnhofsgelände auf der Suche nach billigen Taxis. In der beginnenden Dämmerung wurde mir klar, dass ich im Dunkeln nicht allein ohne Orientierung durch die Straßen laufen sollte. Kurz darauf saß ich aber schon in einem Taxi und unterhielt mich in gebrochenem Französisch mit dem Fahrer, während der wiederum alle hundert Meter anhielt, um das Taxi vollzumachen. In meine Richtung wollte am Ende niemand, sodass er mit einem bestimmten „lá“ (arabisch für nein) alle abwies. Ich war froh, zunächst erst mal auf dem neuen Kontinent ankommen zu können und nicht vom Hafen aus los zu trampen. Sicher war ich mir dann aber doch bei einer Sache: der kommende Monat würde ein unvergesslicher werden.