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Studieren im Ausland: Durchbrochene Routine

Foto von abi>> Blogger Thilo

Autor:
Thilo

Rubrik:
studium

01.07.2019

Mein Alltag in Münster ist recht abwechslungsreich, beinhaltet aber doch eine gewisse Routine. Ich wusste, dass mein Auslandssemester in Riga meine Gewohnheiten durchbrechen würde – das wollte ich ja auch. Routinen geben einem aber auch ein Gefühl von Sicherheit. Ohne mein vertrautes System fühle ich mich schon etwas nackt. Das hat am Anfang meines Erasmussemesters dazu geführt, dass ich mich einsam gefühlt habe, obwohl ich von vielen Menschen umgeben war. Dass meine Tage und Wochen nicht durchgeplant waren, war ungewohnt.
Nach zwei Wochen begann dann der erste Kurs in Gynäkologie und Geburtshilfe, wodurch definitiv ein geregelterer Tagesablauf zu Stande kam, weil ich jeden Morgen ins Krankenhaus musste. Auch habe ich mich zu einem Lettisch-Sprachkurs angemeldet, der zweimal wöchentlich stattfindet. Dienstags ging ich zur Jam-Session und donnerstags mit meinen anderen Erasmus-Freunden in eine bei uns beliebte Bar. Und Sport machte ich auch regelmäßig.
Trotzdem vermisste ich mein Leben in Münster, die Musik, meinen Verein, sogar die Arbeit. Ich vermisste viele kleine Dinge: das Sitzen auf dem Sofa bei meiner Freundin mit einem Kaffee in der Hand, während wir über das Leben philosophierten, meine Wohnung mit meinen Mitbewohnern. Ich merkte, dass ich echt Heimweh bekam, obwohl die Euphorie über das Auslandssemester durchaus groß war. Die Beziehung, die ich angefangen habe, war noch recht frisch, vielleicht war etwas Angst dabei. Als sie das erste Mal in Riga war, begann ich mich sicherer zu fühlen und merkte, dass sich mein Leben in Münster und das in Riga zusammenbringen lassen.
Was auch hilft, ist die Tatsache, dass ich nicht der einzige bin, dem es so geht. In Riga sitzen wir alle im selben Boot und wollen die gemeinsame Zeit möglichst sinnvoll und schön gestalten. Dadurch gibt man sich automatisch Halt, auch wenn man das Zuhause und die alten Gewohnheiten, Sicherheiten und Hobbies mal vermisst. Ich finde es gut, so herausgefordert zu sein, und merkte an diesem Punkt auch, dass es absolut richtig ist, diesen Schritt nach Riga getan zu haben.