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Studieren im Ausland: HochSCHULE

Ein Porträt-Foto von Katha

Autor:
Katha

Rubrik:
studium

21.05.2019

Das französische Hochschulsystem unterscheidet sich stark vom deutschen. Jemand, der eine gute Ingenieursausbildung abschließen will, geht auf eine „École Centrale“, nicht auf eine Universität. Denn die „Écoles Centrales“ genießen in Frankreich einen hervorragenden Ruf und sind schon in ihren Zugangsvoraussetzungen anspruchsvoller als die Universitäten. Auf eine „École Centrale“ kommt man nur, wenn man das Gymnasium mit sehr guten Noten abgeschlossen und anschließend zwei Jahre in einer Art Grundstudium hervorragende Leistung gezeigt hat. Es ist also nicht ganz einfach, auf diese Hochschulen zu kommen. Wer einen Abschuss von einer „École Centrale“ in der Tasche hat, hat auf dem französischen Arbeitsmarkt in der Regel sehr gute Chancen.
Doch es gibt noch weitere Unterschiede. In Aachen studiere ich vollumfänglich eigenverantwortlich. Ich habe keine Anwesenheitspflicht, ich habe keine Abgaben während des Semesters – im Grunde genommen kann ich während des Semesters machen, was ich will. Natürlich empfiehlt es sich, den Stoff zu lernen und Übungen zu besuchen. Aber ich entscheide selbst, wie ich das mache. An meiner Hochschule in Marseille ist das anders. Es besteht teilweise Anwesenheitspflicht, es gibt kontinuierlich Tests und das Verhältnis zwischen Professoren und Studierenden erinnert mich an die Schule.. Einige Professoren duzen uns sogar, während wir sie siezen müssen. Es kam sogar schon vor, dass wir von einer Professorin angeschrien wurden. Das ist für mich eine extrem ungewöhnliche Erfahrung. In Aachen habe ich eher das Gefühl, auf Augenhöhe behandelt zu werden. Tatsächliche benutze ich im Französischen auch die Wörter „Lehrer“, „Schule“ und „Unterricht“ statt „Professor“, „Hochschule“ oder „Vorlesung“. Einiges an diesem System finde ich durchaus positiv. So ist es einfacher, am Ball zu bleiben und kontinuierlich zu lernen. Außerdem ist die Betreuung durch die Professoren viel besser als in Aachen. Meine Kurse haben nie mehr als 30 Teilnehmer. In Aachen haben Kurse hingegen zwischen 300 und 1.000 Teilnehmer.
Wenn ich die beiden Systeme vergleiche, gefällt mir jedoch persönlich die Freiheit und Eigenverantwortung besser, die ich aus Aachen gewöhnt bin. Am Ende ist das aber Geschmacksache.