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Studieren im Ausland: Party, Reisen, geschenkte Noten – Klischees über Erasmus Teil 2

Ein Porträt-Foto von Noah

Autor:
Noah

Rubrik:
studium

28.04.2022

Das ist Teil 2 meiner Reihe über Klischees während des Erasmussemesters – und über Erasmusstudenten generell. Letztes Mal habe ich versucht mit dem Vorurteil über das Erasmussemester als ein einziges Partysemester aufzuräumen. Jetzt möchte ich über das Thema Reisen und Instagram im Auslandssemester sprechen. Die Kombination mag vielleicht erst mal komisch klingen, aber wartet mit dem Urteil bitte bis zum Ende.

Ähnlich zum Party-Argument wird gerne behauptet, dass man im Auslandssemester mehr Städte und Ländern sieht als die Gastuni von innen – und was soll ich sagen, wenn ich auf mein Erasmussemester zurückblicke, dann muss ich diesem Vorurteil tatsächlich im ersten Moment zustimmen. Noch nie in meinem Leben zuvor habe ich in so kurzer Zeit so viele neue Orte gesehen und so viele neue Länder besucht als in meinem Erasmussemester. Diese Erfahrung habe nicht nur ich so gemacht. Auch meine Freunde aus der Heimatuni waren genau wie ich die meisten Wochenenden auf Achse und haben neben ihrer neuen Heimatstadt auch noch das Gastland sowie die Nachbarländer ausgiebig erkundet. Also schuldig im Sinne der Anklage, obwohl ich ohne zu lügen immer noch behaupten kann, meine Gastuni häufiger als die pure estnische Natur gesehen zu haben. Aber was hat nun Instagram damit zu tun?

Jeder Trip im Erasmussemester, egal ob ganz kurz oder eine ganze Woche lang, musste fein, minutiös und gut durchgeplant auf Instagram dokumentiert werden. Oder so kam es mir jedenfalls vor. Vom stundenlangen Auseinandersetzen mit der richtigen Farbkomposition für die Story bis zum zehnten Gruppenbild vor dem zweitschönsten Wackerstein Estlands – manchmal hat diese gewollte Perfektion, die in Bilderform gepresst wurde, für mich unheimliche Züge angenommen. Die Darstellung eines perfekten Auslandssemesters durch Selektion und Hochglanz – ist das schlimm?

Diese Frage darf jeder für sich selbst beantworten. Wir sollten nur wissen, dass Instagram immer nur eine begrenzte Realität darstellt, gerade von Studierenden im Erasmussemester. Denn nie habe ich eine Story über Heimweh oder Schwierigkeiten gesehen, immer nur großartige Bilder vor noch großartigeren Landschaften, die man vielleicht ohne das Erasmussemester niemals gesehen hätte.