Rubrik:
orientieren
06.09.2022
Autor:
David
Rubrik:
orientieren
06.09.2022
Es ist mittlerweile September und über die Hälfte der Semesterferien sind vorbei. Drei Monate sind eine lange Zeit, aber die ersten acht Wochen sind wie im Flug vorbeigegangen. Beim Reisen passieren so viele unterschiedliche Dinge am Tag, dass die Aufnahmekapazität des Gehirns geradezu überstimuliert wird. In den sechs Wochen habe ich es von Valencia bis in den Norden Spaniens und danach bis zum westlichsten Zipfel der Iberischen Halbinsel und bis zur Algarve geschafft. Dabei habe ich fast die gesamte Strecke trampend zurückgelegt. Das hatte ich in dem Ausmaß zuvor noch nie gemacht, aber mittlerweile bin ich mir sicher, dass es die beste Art des Reisens für mich im Moment ist.
Möglichst wenig dabei zu haben und spontan in den Tag hineinzuleben, sorgt bei vielen Menschen für Anspannung und Unsicherheit. Nach einiger Zeit merkte ich aber, wie befreiend es sein kann, ins Ungewisse zu fahren. Unter dem Nötigsten befinden sich ein Zelt, ein Schlafsack und ein paar Kleidungsstücke, sodass ich für alle Eventualitäten gewappnet bin.
Von den alpinen Gipfeln der Picos de Europa, die ich einmal umrundet bzw durchkreuzt hatte, über etliche bilderbuchartige Strände an der spanischen Atlantikküste und nun zuletzt die gesamte portugiesische Küste entlang durfte ich Vieles sehen. Das ist natürlich schön, aber der wahre Grund für meine Wahl des Reisens ist nicht das Sehen, sondern der Faktor des Erlebens. Wenn man alleine reist, trifft man tagtäglich die unterschiedlichsten Menschen. Das multipliziert sich beim Trampen nochmal. Ein Höhlenforscher, ein Schweinezüchter, aber auch Geschäftsleute mit dicken Rolex und noch breiteren Autos haben mich mitgenommen und mit ihrer Lebenserfahrung bereichert. Das eigene Weltbild, das in der routinierten sozialen Blase normalerweise eingebettet ist, wird täglich regelrecht herumgeworfen.
Ein, zwei Tage Urlaub im eigentlichen Urlaub sind also ab und zu nötig. Dann kann ich das Erfahrene niederschreiben und verarbeiten. Nun geht die Reise Richtung Kanaren weiter, wobei sich hoffentlich der Untergrund der Fortbewegung ändert.
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