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Was tun nach dem Abi?: Begegnung mit Soldaten

Autor:
Max

Rubrik:
orientieren

17.07.2020

Weil Timo und Jakob noch nicht aufstehen wollten, brach ich allein zum zweiten der drei Kolsay-Seen auf. Sechs knackige Kilometer ging es durch Wälder an einem Bach entlang. Der Weg war matschig – ein paar Mal legte ich mich fast auf die Nase. Direkt am Anfang begegnete ich Rangern auf Pferden, die anscheinend im Seengebiet für Recht und Ordnung sorgten. Zum Glück machten sie mir keine Probleme. Die letzten zwei Kilometer führten steil nach oben, ehe ich den See erreichte. Er lag in das Tal eingebettet, umgeben von Nadelbäumen. Im Hintergrund ragten felsige Bergspitzen in die Höhe. Das Panorama war atemberaubend.
Kurz vor dem See lief ich an einem Zelt vorbei, um das sich fünf Soldaten tummelten. Sie musterten mich kurz, sprachen mich aber nicht an. Etwas weiter hinten fand ich dann eine Wiese, die an den See grenzte. Hier saß ein einsamer Angler am Ufer auf der Jagd nach Forellen. Sein wunderschöner Hund raste über die Wiesen, durch das Wasser und machte auch Rast bei mir, in der Hoffnung, etwas von meinen Reiswaffeln abzubekommen. Kurze Zeit später verließen Hund und Herrchen den See, sodass ich allein war. Ich nutzte die Gelegenheit und sprang in das eiskalte Wasser, als die Sonne gerade zwischen den Wolken herauslugte.
Timo und Jakob waren immer noch nicht eingetroffen, und so langsam drängte die Zeit, weil wir heute noch aufbrechen wollten. Zu meiner Überraschung fand ich die beiden zusammen mit den Soldaten am Anfang des Sees vor. Ich trat ihrer angeregten Unterhaltung bei und fand heraus, dass die „Soldaten“ eigentlich fünf alte Schulfreunde waren. Den militärischen Anzug trugen sie nur, weil er ihnen gefiel. Sie kochten gerade Essen und luden uns ein, ihnen Gesellschaft zu leisten. Sie wollten heute auch noch ins Dorf, genauso wie wir, und boten an, uns mitzunehmen. Die fünf Freunde, alle so um die dreißig, waren eine gesellige Gruppe, die regelmäßig Campen gingen. Das Essen war hervorragend. Es gab einen Eintopf aus Fleisch, Nudeln und Kartoffeln, der originell über dem Lagerfeuer zubereitet wurde. Dazu hatten sie frisch gefangene Forellen gegart. Danach packten wir alle Sachen zusammen und brachen auf. Hinter dem Dorf wurden wir an der Straße rausgelassen – unweit vom Abzweig, der uns morgen zu unserem nächsten Ziel führen sollte. Auf einer weiten Wiese hinter einem traditionellen muslimischen Friedhof schlugen wir unser Lager auf. In die eine Richtung sah man kilometerweit nichts außer die kasachische Steppe. Hinter den Bergen auf der anderen Seite ging derweil die Sonne unter, was die ganze Kulisse umso magischer machte.