Rubrik:
studium
07.01.2020
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Autor:
Anna
Rubrik:
studium
07.01.2020
Ein interessantes Thema der Wahrnehmungspsychologie sind Augenzeugenberichte. Können wir uns darauf eigentlich wirklich immer verlassen? Wie nehmen wir Unfälle oder Verbrechen wahr? Können wir den genauen Ablauf wiedergeben? Aus psychologischer Sicht lautet die Antwort leider nein.
Denn besonders in stressreichen oder gefährlichen Situationen greifen wir oft auf bereits im Gehirn vorhandene Schemata zurück, die das Gesehene verzerren. Auch nachträgliche Informationen zum Beispiel von anderen Zeugen können den eigenen Eindruck stark verfälschen. Sogar eine suggestive Fragestellung führt häufig zu extremen Veränderungen der Wahrnehmung: So zeigte man im Rahmen eines Experiments zwei Personengruppen dasselbe Video von einem Autounfall. Anschließend wurde der ersten Gruppe die Frage gestellt „Wie schnell waren die Autos, als sie aneinanderstießen?" Die zweite Gruppe wurde gefragt, wie schnell die Autos waren, als sie ineinander krachten. Letztere Gruppe schätzte die Geschwindigkeit der Autos lediglich aufgrund der Wortwahl als viel höher ein. Durch dieses gezielte Beeinflussen der Erinnerung können Personen, insbesondere Kinder, unter Umständen gänzlich falsche Informationen verinnerlichen.
Trotzdem bedeutet all das natürlich nicht, dass man Augenzeugen nicht trauen sollte. Diese stellen schließlich in vielen Fällen eine wichtige Beweisgrundlage für die Aufklärung von Unfällen oder Verbrechen dar. Es gilt nur, die mögliche Verzerrung und äußere Einflüsse auf den Augenzeugenbericht zu berücksichtigen.
Daher wurde in den 1980er Jahren eine gezielte Fragetechnik, das sogenannte kognitive Interview entwickelt, um den möglichst genauen und unverfälschten Ablauf eines Ereignisses von Augenzeugen zu erfahren. Ich fand die Vorlesung zum Thema Augenzeugenberichte unheimlich spannend, denn sie hat mir wieder einmal gezeigt, wie vielfältig doch die Einsatzgebiete der Psychologie sind – und dass deren Relevanz im Alltag nicht zu vernachlässigen ist.
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