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Echt und in Präsenz

Anna

Autor:
Anna

Rubrik:
studium

30.07.2023

… so sieht das Unileben inzwischen wieder aus. Das wurde mir vor Kurzem bei einem Treffen meiner Stipendiat:innengruppe freudig bewusst. Denn obwohl wir alle von der Studienstiftung gefördert werden, hatte ich die meisten anderen zuvor nur online gesehen, bis unsere Vertrauensdozentin besagtes Präsenztreffen organisierte. Und Tatsache ist, dass es einfach etwas Anderes ist, sich in echt und in Präsenz – oder nur über stockende Videos und künstliche Atmosphäre im Zoom-Raum zu kennen.

Was genau aber den Unterschied ausmacht, hat der österreichische Forscher René Riedl untersucht. Auf einen seiner Artikel bin ich in meinem Auslandssemester gestoßen und über den Inhalt des Artikels denke ich noch häufig nach, wenn ich einmal wieder in Zoom-Meetings sitze – oder eben mit meiner Stipendiat:innengruppe in der Sonne. Der Autor beschreibt darin, wie selbst kleinste Verzögerungen in der Übertragung in Videokonferenzen unser Gehirn anstrengen und wie viel Information aus der Körpersprache verlorengeht, wenn wir nur das Gesicht unseres Gegenübers sehen. Emotionen wie Trauer oder Wut können wir dann nachgewiesenermaßen schlechter erkennen. Auch der fehlende direkte Blickkontakt kann ermüdend sein. Viele kennen außerdem bestimmt das ungute Gefühl, sich ständig unfreiwillig selbst anzusehen. Das ist ungewohnt, schließlich laufen wir im echten Leben ja auch nicht ständig mit einem Spiegel herum. Gleichzeitig kann die Interaktion mit mehreren nah wirkenden Gesichtern uns eventuell sogar in eine evolutionär bedingte Alarmbereitschaft und Unruhe versetzen. Insgesamt können Videokonferenzen also mentale Anstrengung und sogar Stress auslösen, wenn sie zu lange oder falsch verwendet werden.

Riedl gibt unter anderem die Tipps, ab und zu die Kamera auszumachen, um Überstimulation zu verhindern, regelmäßig Pausen einzulegen, wenn möglich den Zusammenmodus zu verwenden und Multitasking zu vermeiden. Und sicher, das ist alles nichts, was man noch nie gehört hat. Aber ich finde es spannend, wie gut sich die „Zoom-Fatigue“ getaufte Erschöpfung in der Forschung nachweisen lässt – und dass die oben genannten Tipps tatsächlich wirken. Ich bin also froh, einige andere Stipendiat:innen nun in echt kennengelernt zu haben und freue mich auf die Sommerakademie der Studienstiftung, die ich diesen September in Präsenz besuchen werden. Aber dazu ein anderes Mal mehr. Und: Solange ich auch in echt und in Präsenz unterwegs sein kann, finde ich Videokonferenzen eine wertvolle Ergänzung.

Jetzt gleich treffe ich mich zum Beispiel zum Urlaubplanen mit zwei Freundinnen aus Hamburg und Oldenburg. Natürlich online über Zoom.