Rubrik:
studium
26.04.2023
Autor:
Anna
Rubrik:
studium
26.04.2023
In meinem letzten Beitrag habe ich schon von meinem Praktikum auf einer psychotherapeutischen Klinikstation und meinem Tagesablauf dort berichtet. Heute möchte ich erzählen, wie es mir persönlich damit ging.
Ich muss sagen, dass die ersten drei Wochen für mich trotz vieler spannender Erfahrungen recht durchwachsen waren. Wegen personeller Engpässe unter den Psychotherapeut:innen konnte mich niemand ständig betreuen und ich fühlte mich teils sehr auf mich allein gestellt und unsicher. Das war frustrierend. Aber nach und nach lernte ich den Stationsalltag und auch die Patient:innen immer mehr kennen – und durfte immer mehr Aufgaben selbst übernehmen. So habe ich in den letzten beiden Wochen ein Gruppenangebot zum Thema „Selbstmitgefühl“ gestaltet und durchgeführt, mit Patientinnen mit Essstörung zu Mittag gegessen und unter Aufsicht einmal sogar ein eigenes kurzes Gespräch mit einem Patienten geführt. Nach und nach haben mich auch immer mehr Patient:innen mit kurzen Anliegen angesprochen, wenn sie mich auf Station getroffen haben. Das hat mich sehr bestärkt.
Manche Geschichten, besonders die der jüngsten Patient:innen, haben mich auch sehr berührt und ich war noch etwas aufgewühlt, wenn ich nach Hause kam.
Auf jeden Fall durfte ich in diesen fünf Wochen wahnsinnig viel lernen – mit verschiedensten Menschen über ihre Lebenserfahrungen und sehr verletzliche Themen zu sprechen, hat mich bewegt und war ein großes Privileg. Als ich mich so richtig eingefunden hatte, war mein Praktikum dann leider schon wieder vorbei. Das Team aus Psychotherapeut:innen wird mir sehr fehlen, denn sie waren trotz ihrer knappen Zeit alle sehr bestärkend und haben mir viel zugetraut.
Dass ich selbst aber eher nicht Psychotherapeutin werden möchte, habe ich vorher schon vermutet: Zum einen schreckt mich die sehr aufwendige und teure Ausbildung ab, zum anderen bin ich mir nicht sicher, ob ich emotional so viel in meine Arbeit hineingeben kann oder möchte. Trotzdem haben mir die Tätigkeiten im Praktikum sehr gut gefallen und ich kann mir nach wie vor vorstellen, Menschen, z. B. im Rahmen von Beratung, in schwierigen Lebenssituationen zu unterstützen. Mehr dazu kannst du auch in den Beiträgen „Wirst du dann Psychotherapeutin?“ erfahren.
In den fünf Wochen Praktikum habe ich also Einblick in eine Klinik für Psychotherapie bekommen – ein Ort, in den man von außen nicht so einfach hineinschauen kann und über den leider noch das ein oder andere Klischee besteht. Deshalb möchte ich hier nochmal aus der „Insider-Perspektive“ sagen: Es kann jedem einmal psychisch echt schlecht gehen. Die Menschen, die ich auf Station kennenlernen durfte, haben sich dafür die Unterstützung geholt, die sie verdienen. Und ich habe von vielen Patient:innen dort gehört, dass es einfach eine gute Erfahrung ist, zu wissen: „Es ist immer jemand hier, der mich auffangen kann“.
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