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Bachelor live: Interessantes aus der Säuglingsforschung

Anna

Autor:
Anna

Rubrik:
studium

13.09.2021

Meine letzte Klausur in diesem Semester ist in Entwicklungspsychologie. Die Vorbereitung dafür ist recht aufwendig, weil es sich um eine mündliche Prüfung über zwei Semester handelt. Zum Glück gehört Entwicklungspsychologie zu meinen Interessensgebieten und das Lernen macht mir oft Spaß.

Ein Thema, das ich besonders spannend finde sind die Methoden der Säuglingsforschung. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel Kinder in den ersten Monaten schon können – zum Beispiel sind sie in der Lage, verschiedene Objekte oder Fotos voneinander zu unterscheiden.

Wie man so etwas misst? Ganz einfach über die Blickdauer: Dem Säugling wird das erste Bild gezeigt und gewartet, bis sein Interesse daran sinkt. Dann wird ein neues Bild präsentiert. Wenn der Säugling das Bild als neu erkennt, blickt er es länger und intensiver an. Kann der Säugling das Bild nicht vom ersten Bild unterscheiden, blickt er es nur kurz an, weil er bereits daran „gewöhnt“ ist und es ihm nicht neu und interessant erscheint. In der Psychologie nennt man diese Methode „Habituations-Dishabituations-Paradigma“.  

Eine andere Möglichkeit ist es, mit speziellen Schnullern das Saugverhalten von Säuglingen zu messen. In einer Studie wurde gerade einmal zwei Tage alten Säuglingen bei langsamem Saugen ein Audiotape in einer fremden Sprache vorgespielt, bei schnellem Saugen ein Audiotape in ihrer Muttersprache. Die Säuglinge lernen also, dass sie durch ihr Saugen beeinflussen können, welche Sprache sie hören. Dass das funktioniert, finde ich ziemlich beeindruckend. Es zeigte sich, dass Säuglinge ihr Saugverhalten so anpassen, dass ihre Muttersprache aus dem Lautsprecher kommt. Schon zwei Tage nach der Geburt hörten die Säuglinge also lieber ihre Muttersprache als eine andere Sprache.  

Wie ihr euch vorstellen könnt, kann man mit solchen Methoden eine Menge über frühe Kenntnisse und Präferenzen von Kindern herausfinden.

Ein anderer beeindruckender Befund: Säuglinge sehen ein Video, bei dem Bild und Ton zueinander passen länger an als ein Video, wo beides nicht zusammenpasst.

Für die Theoriebildung und das Beschreiben und Erklären früher Fähigkeiten sind solche Untersuchungen in der Entwicklungspsychologie sehr wichtig. Mein Fazit: Ich finde es beeindruckend, wie viel mehr Säuglinge wahrnehmen als man denkt.