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Bachelor live: Konzentrationstraining

Anna

Autor:
Anna

Rubrik:
studium

19.05.2022

Habt ihr schon mal Grundschulkinder beim Lernen beobachtet? Wenn ja, wisst ihr bestimmt, wie anspruchsvoll es für viele von ihnen ist, sich zu konzentrieren. Manchen Kindern fällt das besonders schwer: Sie vergessen, die Aufgabenstellung zu lesen, vertiefen sich in ihre Gedanken oder lassen sich leicht vom kippelnden Mitschüler oder dem Poster an der Wand ablenken. Deshalb gibt es besonders für diese Kinder sogenannte Konzentrationstrainings. Und damit kenne ich mich jetzt aus, denn seit einigen Wochen darf ich selbstständig ein solches Training für eine kleine Kindergruppe leiten. Meine erste „psychologische“ Berufserfahrung also!

Insgesamt besteht das Training aus sechs Stunden à 90 Minuten. Es basiert auf einem psychologisch evaluierten Programm und beinhaltet Entspannungsübungen sowie jede Menge spielerische Arbeitsblätter. Ich übe vor allem mit den Kindern, wie man an eine Aufgabe herangeht – vom Lesen der Aufgabenstellung bis zum Kontrollieren der eigenen Lösung. Im Idealfall können die Kinder nach Abschluss des Trainings strukturierter arbeiten und sagen sich gedanklich selbst vor, was sie machen sollen. Natürlich darf auch der Spaß nicht zu kurz kommen und so werden immer wieder verschiedene Spiele und Belohnungen in die Trainings miteingebaut.

Soweit zumindest die Theorie. In der Praxis liefen die meisten Stunden auch gut, die Kinder hatten Spaß an den Rätseln und arbeiteten fleißig mit. Wirklich verunsicherte mich jedoch eine Stunde, in der überhaupt nichts klappte: Mehrere Kinder weigerten sich, ihre Maske aufzubehalten, beschwerten sich, dass die Arbeitsblätter doof seien und hatten zu überhaupt nichts Lust. Ich muss sagen, dass mich diese Situation in der darauffolgenden Woche wirklich beschäftigt hat und fragte Freundinnen und eine Kollegin um Rat. Aber siehe da – beim nächsten Termin waren die Kinder wieder besser gelaunt und stürmten motiviert zur Tür herein.

Ich habe also gelernt, dass ich meine Selbstbewertung nicht zu sehr vom Verhalten der Kinder abhängig machen darf, denn das ist auch stimmungsabhängig und hat gar nicht so viel mit mir oder dem Training zu tun. Das ist aber natürlich leichter gesagt als getan, wenn man am Anfang noch unsicher ist!

Insgesamt haben mir die Trainings viel Spaß gemacht, die Aufgabe hat mich aber auch herausgefordert und die Vorbereitung war zeitaufwendig. Deshalb sehe ich dem letzten Termin und den darauffolgenden Elterngesprächen mit gemischten Gefühlen entgegen. Ich bin gespannt, wie ich in einiger Zeit mit ein bisschen Abstand und mehr Erfahrung auf das Konzentrationstraining zurückschaue.