zum Inhalt

Vom Scheitern

Ein Porträt-Foto von Noah

Autor:
Noah

Rubrik:
studium

12.12.2023

Jeder Mensch hat gute Vorsätze, und das nicht nur zum Neujahr. Wir setzen uns ständig Ziele und hoffen, dass wir dieses Mal den inneren Schweinehund überwinden und endlich ins Fitnessstudio gehen, weniger Zeit auf Social-Media-Seiten verbringen oder früher mit der Hausarbeit anfangen. Diese Geschichte ist jedoch keine dieser Erfolgsstorys. Sie handelt vom Scheitern und wie ich trotzdem mit einem blauen Auge herausgekommen bin.

Mir fehlten noch genau 9 ECTS, abgesehen von der Bachelorarbeit, um mein Studium erfolgreich abzuschließen. Deshalb besuchte ich ein Blockseminar und einen Kurs zum Umgang mit R-Studio, einem Statistikprogramm. In beiden Veranstaltungen sollte ich zum selben Stichtag eine Arbeit abgeben, und ich hatte in beiden Fällen mehrere Monate Zeit, diese vorzubereiten, Feedback einzuholen und ganz entspannt zu schreiben. Habe ich frühzeitig angefangen? Nein. Habe ich mir Feedback von den Dozent*innen geholt? Nein. Habe ich in der letzten Woche vor dem Abgabeschluss angefangen und Nachtschichten während meines Werkstudentenjobs eingeschoben, damit alles doch noch irgendwie rechtzeitig fertig wird? Ja. Ist mir das alles auf die Füße gefallen? Naja, teilweise.

In dem Blockseminar durfte ich eine Hausarbeit über den Unterschied in der Bekämpfung der Korruption in Brasilien, Deutschland und Russland schreiben. Da ich nach acht Semestern etwas Übung im wissenschaftlichen Schreiben hatte, gelang mir das noch ganz gut. Die Abgabe im R-Seminar hingegen stellte sich als etwas komplizierter heraus als gedacht. In meiner Idealvorstellung hätte ich natürlich früher angefangen, um bei den Aufgaben, bei denen ich Probleme hatte, nochmals kurz mit der Dozentin zu sprechen. Jedoch war ich mir zu stolz, einen Tag vor der Abgabe eine panische Mail zu schreiben, und so bearbeitete ich nur die Aufgaben, die ich konnte. Die Quittung dafür gab es mit einer 4,0, welche nur 0,5 Punkte über der Latte zum Durchfallen lag. Damit ist dieses Fach mein schlechtestes auf meinem Bachelorzeugnis und hat meinen Notendurchschnitt um 0,1 gesenkt. Komischerweise war die 4,0 kein Anlass für Traurigkeit bei mir – ich war vielmehr froh, bestanden zu haben. Jetzt, mit etwas Reflektionszeit dazwischen, ist das keine Reaktion, auf die ich besonders stolz sein könnte. Habe ich meine Lektion für die Zukunft gelernt? Ich hoffe es.