zum Inhalt

Zwei Wahrheiten und eine Lüge

Ein Porträt-Foto von Noah

Autor:
Noah

Rubrik:
studium

10.02.2024

Habt ihr Marotten? Oder anders gefragt: Was erzählt ihr für Wahrheiten, wenn ihr „Zwei Wahrheiten und eine Lüge“ spielt? Neben der Tatsache, dass ich einmal Boris Becker auf dem roten Teppich interviewt und dabei verärgert habe, erzähle ich gerne, dass ich, wenn ich einen Zahnarzttermin habe, dafür in den ICE steige. Nach dem Motto „Niemals geht man so ganz“ habe ich meinen Zahnarzt aus meiner Praktikumszeit behalten und fahre deshalb regelmäßig von Konstanz nach Köln, um mich wieder „adelig“ machen zu lassen. Hier offenbart sich eine weitere Marotte von mir: Anstatt meine Kronenbehandlung – etwas, auf das man in meinem Alter vielleicht nicht unbedingt stolz sein sollte – beim Namen zu nennen, umschreibe ich es lieber als „die Krone, die ich seit meiner Geburt verdient habe“. Mit dieser sympathischen und bodenständigen Art reise ich also seit etwa einem Jahr immer wieder nach Köln.

Doch um ehrlich zu sein, nutze ich den Zahnarzttermin oft mehr als Anlass, um schöne Dinge in der Domstadt zu erleben. Trotz meiner kurzen Zeit dort von nur sechs Monaten habe ich viele Menschen ins Herz geschlossen, die ich dort regelmäßig besuche. Es ist einfach herrlich, in alten Zeiten zu schwelgen und dabei meinen Lieblingskaffee im Lieblingscafé zu genießen – selbstverständlich mit einer Stunde Abstand, damit das Fluorid auf den Zähnen wirken kann. Und wenn es dann wieder zurückgeht, ist es Zeit für das Bordbistro – so wird die Fahrt zum Zahnarzt fast zu einem kleinen Urlaub.

Das Problem dabei ist: Erzähle ich diese Geschichte als Wahrheit bei „Zwei Wahrheiten, eine Lüge“, sind meine Zuhörer meist erst einmal damit beschäftigt, sich zu versichern, dass ich nicht verrückt bin und tatsächlich auch andere Freizeitaktivitäten habe als Zahnarztbesuche per Bahn (was natürlich wiederum eine Lüge ist).