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Die Lehrer von morgen: Monstermengen beim Foodsharing

Porträt-Foto von Janna

Autor:
Janna

Rubrik:
orientieren

19.11.2019

Kostenloses Essen, das man sich sonst nicht kaufen würde, ist aber nicht der eigentliche Anreiz des Foodsharings. Eigentlich soll es darum gehen, dass weniger Essen weggeschmissen wird. Deswegen warne ich meine WG und meinen Freundeskreis meistens schon vor, wenn ich Lebensmittel abhole. So bekomme ich einiges an Essen los – was gerade sinnvoll ist, wenn man wie ich zuletzt acht Basilikumsträucher in der Küche stehen hat, die man niemals alleine verbrauchen könnte. Reste bringe ich manchmal in den Fairteiler, aber häufig schaffe ich es, alles selbst an Menschen zu verschenken.
Manchmal ist es aber auch schwierig, das ganze Essen loszuwerden: Letzte Woche war ich bei einer Bäckerei eingesprungen, für die sich kein Foodsaver gefunden hatte – und obwohl bei dem Betrieb normalerweise drei bis fünf Leute abholen, konnte niemand mehr dazukommen, um mich zu unterstützen. Ich organisierte mir also zwei Freunde als Tragehelfer und packte ganz allein eine Ikeatasche, einen großen und zwei mittlere Lebensmitteleimer, diverse Tupperdosen in meinem Rucksack und neun Jutebeutel voll mit belegten Brötchen, Teilchen und Croissants. Zu dritt bekamen wir das ganze Essen zwar geschleppt, aber die Menge war wirklich riesig. Wir schleppten alle Backwaren erst einmal zu der WG von Freunden in der Nähe, wo Mitbewohner und Besuch einiges mitnehmen oder selbst essen konnten. Die Menge, die ich mit nach Hause nahm, hatte sich aber immer noch nur um fünf Jutebeutel und einige Croissants und Brötchen aus der Ikea-Tasche reduziert. Das Problem, vor dem ich jetzt stand, war, dass die Kühlkette eingehalten werden musste. Belegte Brötchen mit tierischen Produkten müssen bei bestimmten Temperaturen gelagert werden. 50 Brötchen mit Schnitzel, Käse oder Ei passten aber nicht in den ohnehin immer vollen Kühlschrank meiner WG. Die Nacht war kalt, von daher wurden die Brötchen auf den Balkon ausgelagert.
Am nächsten Tag schrieb ich in verschiedene WhatsApp-Gruppen und konnte so schließlich einige Backwaren an der Uni verteilen. Der Rest reichte immer noch gut aus, um die Gäste, die ich abends für meine Geburtstagsfeier eingeladen hatte, zu sättigen, aber konnte irgendwie bewältigt werden. Die Erfahrung hat nicht nur mir, sondern auch meinen Freunden mal wieder gezeigt, welche Massen an Lebensmitteln weggeschmissen werden würden und wie wichtig es darum ist, dass Menschen sich dafür einsetzen, sie zu retten – denn Lebensmittel gehören nicht in den Müll.