Rubrik:
orientieren
06.08.2019
Autor:
Janna
Rubrik:
orientieren
06.08.2019
Eigentlich bin ich wirklich gerne Tutorin. Es ist toll, wenn die Studierenden durch meine Erklärungen den Stoff besser verstehen. Außerdem lerne ich selbst die Dinge beim Erklären noch einmal genauer und man bekommt einen Blick hinter die Kulissen.
In den vergangenen Semestern habe ich Physiker und Informatiker tutoriert, und damit Menschen, die ich vorher nicht kannte. Das war dieses Jahr anders. In Linearer Algebra für Lehrämtler und Informatiker sitzen viele Mathe-Lehramtsstudierende. Und auch wenn keiner von ihnen in mein Tutorium eingeteilt wurde, saß ich in der dazugehörigen Vorlesung mit Menschen, die ich größtenteils zumindest vom Sehen her kannte oder mit denen ich sogar zwischen Tür und Angel gerne mal ein bisschen quatsche. Der Bezug zu den Lehramtsstudierenden war dementsprechend emotionaler als sonst. Das merkte ich spätestens bei der Korrektur der Klausur, die wir Tutoren im Team übernahmen. Einige der Lösungen brachten uns zum Schmunzeln. Eine Studentin hatte beispielsweise einen Tiger auf die Rückseite ihrer Klausur gemalt, weil sie früher fertig geworden war. Ein anderer Student entschuldigte sich für seine miserable Handschrift. Gerade die Studierenden, die ich etwas besser kannte, hatten unsere Aufgabe leider wenig erfolgreich bearbeitet. Ganz besonders traf es mich bei zweien, denen ich keinen einzigen Punkt geben konnte, und dann beim Zusammenrechnen aller Punkte feststellen musste, dass am Ende keine gute Note herauskommen würde.
In der Einsicht gab es dann zum Glück noch einige positive Ergebnisse, einige Studierende konnten noch Punkte herausdiskutieren und damit eine bessere Note erzielen. Ein bisschen war ich trotzdem. Ich hätte gerne allen Studierenden, die ich kenne, eine gute Note gegeben. Als Lehrerin muss aber natürlich fair bewerten. Vielleicht haben sie im Semester zu wenig getan, vielleicht liegt ihnen Mathematik auch einfach nicht genug. In der Schule habe ich später aber noch stärker als in meinem Tutorium die Möglichkeit, durch guten Unterricht den Stoff zu vermitteln und meine Schülerinnen und Schüler zum Lernen zu motivieren – im Studium liegt das nämlich nicht in der Verantwortung des Dozenten oder der Tutoren.
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