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Gap Year: Jäger der vergessenen Karten

Ein Porträt-Foto von Noah

Autor:
Noah

Rubrik:
orientieren

25.09.2019

Manchmal braucht man etwas Geduld, wie bei meinem Geschenk, dass ich zum siebzehnten Geburtstag bekommen habe. Ein Freund wollte mir Karten für die deutsche Band „AnnenMayKantereit“ schenken, doch er vergaß die Tickets dafür zu kaufen. So mussten wir warten, bis die nächste Tour der vier Jungs anstand. Als dann im Sommer vergangenen Jahres die neuen Tour-Termine bekannt wurden, kümmerten wir uns sofort darum und sicherten uns zwei Eintrittskarten für ihren Auftritt in Berlin. Kurz nach der Bestellung kamen die Tickets auch direkt an und wir buchten gleich darauf Unterkunft und Transfer. Ein Jahr war inzwischen vergangen, als wir schließlich auf dem Weg zu unserem Hotel waren. Bis mir plötzlich ein grausamer Gedanke in den Kopf kam – ich hatte unsere beiden Karten zu Hause liegen lassen. Während bei mir sofort Panik ausbrach, blieb mein Kumpel gelassen. Ich rief meine Mutter an und bat sie, zur Post zugehen und zu fragen wie schnell die Karten in Berlin seien könnten, denn das Konzert war schon am nächsten Tag. Durch die Zahlung zahlreicher Zuschläge versprach man, dass die Sendung mit den Tickets morgen früh in der Hauptstadt eintreffen würde. Das Versprechen wurde auch eingehalten, doch leider nicht ganz zu unserem Vorteil. Denn das Paket war zwar am nächsten Tag in Berlin angekommen, doch es war zu spät für eine Auslieferung an uns. Als ich das erfuhr, ging das Telefonieren los. Wir haben mehrfach angeboten, das Paket direkt am Lager abzuholen, doch miemand wollte uns helfen und damit gab es kein Rankommen an unsere beiden Konzertkarten. Aber die Geschichte ist hier noch nicht zu Ende. Mein Kumpel hat dann aus Verzweiflung spontan den Bassisten von AnnenMayKantereit per Social-Media angeschrieben und gefragt, ob er uns helfen könnte – und das konnte er. Er schrieb uns tatsächlich zurück und setzte uns auf die Gästeliste. Wir konnten es nicht glauben und saßen dann überglücklich im Gästeblock und lauschten der großartigen Stimme von Henning May, und jubelten besonders laut für Malte Huck, dem Bassisten, der uns den Abend und den gesamten Trip gerettet hat. Zwei Dinge habe ich an diesem Tag gelernt: Packlisten sind vielleicht doch nicht so spießig, wie ich dachte. Und manchmal muss man gegen die Wahrscheinlichkeit arbeiten und einfach etwas wagen.