zum Inhalt

Alles wieder vergessen

Ein Porträt von Blogger Noah

Autor:
Noah

Rubrik:
studium

06.02.2025

Ich bin ein eher vergesslicher Mensch – Namen sind für mich Schall und Rauch, und mein Gehirn, wie so viele andere, ist ein Weltmeister darin, die anstrengenden oder schlechten Dinge auszublenden und nur die besten Erinnerungen zurückzulassen. Genau so ging es mir, als ich mich in den letzten Zügen vor meinem Umzug nach Bratislava befand.

An der Wirtschaftsuni Bratislava würde in zwei Wochen mein Erasmus-Erlebnis losgehen, und wie schon bei meinem ersten Auslandssemester waren die letzten Tage davor ein großer organisatorischer Aufwand. Zuerst stand der Auszug aus meinem WG-Zimmer an. Es war mehr ein Auszug auf Zeit – wie ich schon in einem vorherigen Blog erzählt hatte, zieht eine Freundin für die Zeit meines Auslandssemesters in das Zimmer ein. So hatte ich das Glück, nur meine persönlichen Gegenstände in den Keller, in Umzugskartons oder direkt in den Müll verfrachten zu müssen. Möbel und Kleinigkeiten wie ein Buch über die Karriere von Kylie Minogue (schließlich muss ich meinen Freund*innen die Möglichkeit geben, sich in meiner Abwesenheit zu bilden) blieben zurück.

Da ich noch kein ganzes Jahr in diesem Zimmer gelebt hatte, dachte ich naiv, das würde schnell gehen. Allerdings hatte ich in den vergangenen Monaten schon wieder genug Zeug für einen eigenen Flohmarkt angesammelt, und es dauerte alles länger als gedacht. Aber auch diesen Berg habe ich zusammen mit meiner Mutter bezwungen, und ich konnte am Abend eines langen Umzugstages einen Haken hinter Aufgabe Nummer eins setzen.

Doch die nächste Aufgabe stand schon an: Ich wollte natürlich jedem noch mal, am liebsten persönlich, Tschüss sagen. Mit den Jahren ist mein Freundeskreis immer größer geworden und über das gesamte Bundesgebiet verstreut. So ging es direkt am Morgen nach der Umzugsaktion in Richtung Frankfurt, wo eine Freundin, die ich im ersten Erasmus-Semester kennengelernt hatte, ihren 30. Geburtstag feierte. Und wenn man schon in der Ecke ist, dann kann man auch noch die knapp drei Stunden investieren, um am nächsten Tag eine andere Freundin in Münster zu besuchen. Als ich dann nach zwei Tagen wieder aus Münster los musste, hatte ich noch 96 Stunden, bevor der Schaffner zur Abfahrt pfiff. In dieser Zwischenzeit habe ich weitere Freund*innen verabschiedet, meinen Handy-Akku tauschen lassen, acht neue Paar Socken, drei Jeans und Medikamente online bestellt – und natürlich gepackt und geweint wie ein Irrer. Ein gewohntes Bild: Schon vor drei Jahren, als ich nach Estland geflogen bin, war es genau dasselbe. Manche Dinge ändern sich eben nie.