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Master live: An dieser Wohnung klebt das Pech

Ein Porträt-Foto von Moni

Autor:
Moni

Rubrik:
studium

27.08.2020

Was soll ich sagen? Es wird zumindest nie langweilig. Seit mein Freund und ich zusammen in Berlin wohnen, hat uns das Leben so einige kleine Hürden in den Weg gelegt. Kurz vor meinem Umzug aus der WG trafen wir unsere neue Wohnung völlig dreckig und vermüllt an – und das, obwohl der Vormieter behauptet hatte, sie vor seinem Auszug komplett geputzt und schön hinterlassen zu haben. Die Realität sah anders aus: In den Schränken lagen Essensreste, sprießende Kartoffeln und angebrochene Packungen, der Kühlschrank war komplett voll und die Fruchtfliegen, die uns beim Betreten der Küche entgegenkamen, versperrten uns beinahe die Sicht. Der Hauptmieter hatte sich die Wohnung offensichtlich kein einziges Mal angeschaut und auch wir hatten die Schlüssel woanders von ihm abgeholt. Das war vielleicht der erste Fehler.
Nachdem wir im Juni dann vorerst wieder nach Erlangen fuhren, um die letzte Zeit dort zu verbringen, bevor wir auch den Umzug aus der Wohnung meines Freundes vollzogen, bekamen wir eines Morgens den Anruf unseres Nachbarn in Berlin: Die Polizei wäre da gewesen, hätte unsere Tür aufgebrochen und das Schloss ausgetauscht. Immerhin wiesen unsere Nachbarn sie darauf hin, dass der Vormieter dort nicht mehr anzutreffen war. Wir hatten lediglich vergessen, seinen Namen vom Klingelschild zu entfernen – es hätte ja wirklich niemand damit rechnen können, dass er von der Polizei gesucht wird.
Irgendwann glaubten wir die anfänglichen Schwierigkeiten überwunden zu haben. In der Wohnung hatten wir einige Male durchgeputzt, uns schön eingerichtet und wieder Kräfte gesammelt. Bis eines Morgens ein Mann vor der Tür stand, der uns mitteilte, er hätte den Befehl, das Gas bei uns abzudrehen. Anscheinend hatte der Hauptmieter über Monate hinweg keine Rechnungen mehr bezahlt und solange er dies nicht nachholt, würden wir kein warmes Wasser haben. Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Was könnte noch alles schiefgehen? Wir telefonierten mit dem Hauptmieter, der versprach, die Rechnungen sofort zu begleichen und hofften auf einen baldigen Termin, um das Gas wieder anzuschalten. Doch dann verschwand er von einem Tag auf den anderen spurlos. Wochenlang versuchten wir ihn jeden Tag zu erreichen, bis sich nach fast einem Monat endlich herausstellte, dass er wohl im Krankenhaus gewesen war.
Es hätte natürlich alles noch viel schlimmer sein können. Wenigstens ist Sommer! Das kalte Duschen war zwar alles andere als angenehm, aber mit Abstand am meisten frustrierte uns das Gefühl, den Umständen ausgeliefert zu sein und als Untermieter nichts an der Situation ändern zu können. Das Untermietverhältnis läuft in wenigen Monaten aus und wir müssen weiterschauen. Entweder wir werden Hauptmieter in dieser Wohnung oder wir suchen uns etwas anderes. Fest steht jedenfalls: Zur Untermiete werden wir mit Sicherheit nicht noch einmal wohnen.