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Master live: Daheim ist es am schönsten

Foto von abi>> Blogger Ferdinand

Autor:
Ferdinand

Rubrik:
studium

26.02.2021

„Vsude dobre, doma nejlip“, hat mir im Herbst mal ein Fußballfan im Zug von Prag nach Wien gesagt. Er saß neben mir und fragte mich, wohin ich denn fahren würde. Als er mich fragte, wie mir Wien gefalle und ich wahrheitsgemäß antwortete, es sei schon OK, komme an Prag aber keinesfalls heran, schien er über meinen Akzent hinwegzuhören und antwortete mit der eingangs erwähnten Redewendung: „Überall gut, zuhause am besten.“

Nach anderthalb Jahren in Wien und einem atemberaubenden Umzug von der österreichischen Hauptstadt in die tschechische – Ankunft mit dem Transporter kurz vor dem Schneesturm, famoses Willkommens-und-Abschieds-Menü, Corona-Test in einer ehemaligen Touri-Diskothek, deren muskulöser Türsteher seinen Job noch immer ausübt – lebe ich nun wieder in Prag. Als ein Freund von meinen Umzugsplänen erfuhr, meinte er: „Solange du nach Prag kommst, ist doch die Welt noch in Ordnung“. Und als mich neulich eine Freundin anrief und fragte, wo ich denn gerade wäre (das war keine 24 Stunden nach meinem Einzug in der neuen WG), antwortete ich „no, doma“. „Zuhause“. Zuhause, hier in Prag 6, oben auf dem Berg.

Wieder in Prag zu leben, fühlt sich dabei eigentlich wie das Normalste der Welt an. Und wenngleich gerade alles ein wenig anders ist als sonst, man nicht einfach auf ein Bier in die Kneipe an der Ecke gehen kann, fühlt sich Prag einfach gut an.

Denn was trotz allem möglich ist und bleiben wird, sind die Spaziergänge. Sie führen mich von meiner neuen WG aus zum Kloster Strahov, von wo aus man einen der prächtigsten Ausblicke über die Goldene Stadt hat, zum Petrin, einer der schönsten Grünanlagen der Stadt, oder zur Straße auf der Kleinseite, in der sich meine alte Wohnung im Parlamentspraktikum befand. Sie führt runter auf den Kleinseitner Ring führt, von dem aus man unmittelbar auf der Karlsbrücke landet, die ohne die tausenden Touristen, die hier sonst herumwimmeln, erst ihre wirkliche Schönheit offenbart. Und wenn ich über das Jahrhunderte alte Pflaster auf der Kleinseite wandele, an den alten Gemäuern der Häuser vorbei, dann ist Prag für mich trotz einer der schlimmsten Covid-Situationen weltweit der schönste Ort der Welt. Dann bin ich mir sicher, dass diese Stadt diese Pandemie überstehen wird.