Rubrik:
studium
23.06.2024
Autor:
Anna
Rubrik:
studium
23.06.2024
„Ach, dann therapierst du später mal Menschen?“ werde ich häufig gefragt, wenn ich erzähle, dass ich Psychologie studiere. Auch wenn das eine naheliegende Assoziation ist, lautet meine Antwort darauf „Nein, wahrscheinlich nicht“. Denn nach meinem Master bin ich Psychologin, nicht Psychotherapeutin. Um Psychotherapie anzubieten, müsste ich noch eine dreijährige, sehr aufwendige und teure Weiterbildung mit verschiedenen Stationen in der Klinik, einer ambulanten Praxis und theoretischen Seminaren machen.
Ich habe mein Studium nicht mit dem Gedanken begonnen, Therapeutin werden zu wollen. Zwischendurch kamen dann Zweifel an dieser Haltung: Gesprächsübungen im Studium gefallen mir schließlich oft gut und ich mag es, Menschen in schwierigen Situationen unterstützen zu können. Spätestens nach meinem Klinikpraktikum am Ende des Bachelors, über das ich im Beitrag „Einblick in eine Klinik für Psychotherapie“ berichtet habe, war ich mir dann aber doch ziemlich sicher, dass der Beruf nichts für mich ist. Das liegt etwa an den Arbeitsbedingungen, der langen Ausbildungszeit und auch meiner persönlichen Abgrenzung – ich habe das Gefühl, dass ich nicht genug dafür brenne, um diese Nachteile in Kauf zu nehmen und so viel von meiner Kraft für diesen Weg aufzuwenden.
Trotzdem verunsichert mich meine eigene Entscheidung, denn viele um mich herum streben die Weiterbildung an und der „sicherheitsliebende“ Teil in mir hätte gerne die Gewissheit der klareren Berufsperspektiven, welche die Weiterbildung ermöglicht. In meinem Fall ist es außerdem so, dass ich aufgrund einer Reform des Psychologiestudiums 2019, die Ausbildung nur noch jetzt machen kann, später wird dies mit der Studienordnung, nach der ich Psychologie studiert habe, nicht mehr möglich sein. Die Entscheidung fühlt sich daher ziemlich gewichtig an.
Wenn ich solche Gedanken habe, atme ich immer einmal tief durch – und führe mir vor Augen, dass in den Bereichen, die mich aktuell interessieren, nämlich Beratung, Coaching, Gesundheit im Unternehmen und Personalentwicklung, auch gut ein Weg ohne Therapeutenausbildung möglich ist. Mein Weg wird also einfach etwas anders aussehen als der vieler meiner Kommiliton*innen. Das heißt aber natürlich nicht, dass ich aufhören möchte, mich weiterzubilden – ich kann mir gut vorstellen, nach dem Master zum Beispiel die Weiterbildung zur systemischen Beraterin zu machen.
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