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Ein Schritt hin zur Spießigkeit

Ein Porträt von Blogger Noah

Autor:
Noah

Rubrik:
studium

12.12.2024

Ich habe einige Ängste im Leben. Ratten und Schlangen sind Tiere, denen ich nur unter großem Geschrei begegne, dunkle Keller sind absolut nicht meins, aber meine merkwürdigste Angst ist die vor der Spießigkeit. Die Vorstellung, eines Tages in einem Reihenhaus aufzuwachen, mit meinem Lieblingsdiscounter und einer konservativen Denkweise in einer Kleinstadt, lässt mich erschaudern. Natürlich ist die Idee eines Eigenheims verlockend, und natürlich habe ich längst meinen Lieblingsdiscounter. Trotzdem macht mir jeder Schritt in diese Richtung Angst.

Diesen Sommer bin ich jedoch einen großen Schritt in Richtung deutscher Spießigkeit gegangen: Ich musste schon im Januar meinen Jahresurlaub einreichen und damit auch meinen Sommerurlaub festlegen. Eher mit Bauchgefühl wählte ich zwei Wochen im Juli – und diese stellten sich als absoluter Glücksgriff heraus.

Mein Sommerurlaub begann mit einer kleinen Zugreise nach London, wo meine persönliche Pop-Queen Kylie Minogue (Gott schütze sie mit allem, was du hast!) eines ihrer wenigen Europa-Konzerte gab. Im Golden Circle schrie ich zu Get Outta My WayPadam Padam und Can’t Get You Out of My Head meine Lunge raus. Doch schon am nächsten Tag ging es zurück nach Deutschland, denn eine Klausur wartete. Direkt danach saß ich wieder im Flieger – es war Zeit für meinen jährlichen Estlandurlaub.

Zum ersten Mal war ich im Juli in Estland und konnte die langen Sommernächte erleben. Auch wenn der Mittsommer schon vorbei war, blieb es bis Mitternacht hell. Diese Chance nutzte ich, um die Ostsee vom Strand in Pirita aus so lange wie möglich zu beobachten. Natürlich besuchte ich auch meine absoluten Lieblingsinseln Hiiumaa und Saaremaa, wo ich die unvergleichliche Ruhe genießen konnte. Dieser Trip fühlte sich wie ein einziger langer Spa-Besuch an – aber nach zwölf Tagen war auch dieser Urlaub leider zu Ende.

Doch das war nicht der Schluss meines Sommerurlaubs. Ein Highlight wartete noch auf mich: Taylor Swift in München. Ich hatte das Glück, sie live zu erleben, und ihre Show war schlichtweg überwältigend. Dreieinhalb Stunden, 11 Eras, zahllose Tänzer und natürlich Miss Taylor Swift selbst – alles war großartig. Es war ein Erlebnis, wie ich es auf Konzerten noch nie zuvor erlebt habe.

Mit einem Feuerwerk endete also nicht nur das Taylor Swift-Konzert, sondern auch mein Sommerurlaub. Ich muss zugeben: Das ist eine Form der von mir gefürchteten Spießigkeit, mit der ich sehr gut leben könnte – auch wenn ich immer noch Angst habe, jetzt nur noch einen Schritt entfernt von Socken in Sandalen und Falschparker aufschreiben zu stehen.