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Endlich angekommen

Ein Porträt-Foto von Noah

Autor:
Noah

Rubrik:
studium

13.07.2024

Wann merkt ihr, dass ihr nach einem Umzug in einer Stadt wirklich angekommen seid? Für die einen ist es, wenn man einen regelmäßigen Termin mit Freunden zum Trash-TV schauen hat, für die anderen, wenn sie zusammen mit ihrem Sportteam ein Tor schießen, einen Korb versenken oder die 10 Kilometer in Rekordzeit laufen. Das sind alles sehr gute Indikatoren, aber bei mir ist das so: Erst wenn ich ein Café gefunden habe, das alle meine Anforderungen erfüllt und zu meinem Lieblingscafé wird, weiß ich, dass ich wirklich angekommen bin. Man könnte meinen, dass es in Augsburg, einer Stadt mit 350.000 Einwohnern, nicht lange dauern sollte, eines der zahlreichen Cafés ins Herz zu schließen. Doch genau das Gegenteil war der Fall. Vielleicht gab es einfach zu viel Auswahl. Die offensichtlichen Cafés an prominenten Orten waren seelenlos für Touristen gemacht, verlangten einen absurden Aufpreis für Hafermilch oder beides. Dazu kam noch, dass es Winter war; man geht weniger spazieren, die Cafés können nicht durch süße Außendeko punkten – alles war einfach ein wenig dunkler.

Doch an einem schicksalhaften Sonntag im noch kalten Februar spazierte ich durch das etwas leere Augsburg. Ich hatte keinen Plan, sondern lief einfach der Nase nach, schlängelte mich durch die teils kleinen Gassen. Dann ging ich beim Dom rechts in eine Seitenstraße, kam zu Treppen, stieg sie hinunter und folgte den Geräuschen eines der zahlreichen Lechkanäle. Und dann fand ich es – ein kleines Café, dessen wunderschöner Innenhof zwar noch im Winterschlaf war, aber ich war direkt schockverliebt. Leider hatte ich an diesem Sonntag keine Zeit, direkt auf einen Kaffee reinzugehen. Doch in der Woche darauf ging es für mich in das Café, das direkt neben einem Lechkanal liegt. Mein erster Eindruck sollte mich nicht täuschen – das Café war individuell und toll eingerichtet, und aus der Speisekarte erfuhr ich, dass ich mit meinem ungesunden Kaffeekonsum keinen Großkonzern unterstütze, sondern eine Familie, die die Tradition ihrer Großeltern, die damals als Gastarbeiter nach Deutschland kamen, hochhalten will. So fand ich auch schnell mein Lieblingsgetränk, was überraschenderweise kein Kaffee war, sondern ein Chay, ein türkischer Tee, den man in einer traditionellen Tasse mit schmaler Taille bekommt.

Natürlich musste diese Kunde sofort verbreitet werden, und so schleppte ich jeden, den ich kannte und der nicht bei drei auf den Bäumen war, mindestens einmal in meinen neuen Fund. Aber auch alleine findet man mich häufig dort, denn sie haben auch drei Arbeitsplätze, die sich perfekt dazu eignen, mehr oder weniger gute Hausarbeiten zu schreiben. Ich kann diesem Café nicht genug danken, denn ohne es würde ich Augsburg nicht halb so sehr mögen.