Rubrik:
studium
06.07.2024
An den Haaren herbeigezogen
Ich habe schon in einem meiner letzten Blogartikel erzählt, dass mein Zahnarzt immer noch in Köln ist, wo ich vor zwei Jahren mein sechsmonatiges Praktikum absolviert habe. Was fehlt noch, wenn man seinen Zahnarzt in Köln, seine Arbeitsstelle in München und seinen Lebensmittelpunkt in Augsburg hat? Richtig – einen Friseur in Konstanz. Ich mag es manchmal nicht, neue Dinge auszuprobieren. Sobald ich ein Gericht in einem Restaurant gefunden habe, das mir schmeckt, bleibe ich dabei, und ähnlich geht es mir auch mit meinem Friseur. Es gibt sicherlich zahlreiche Friseure in Augsburg, vielleicht sogar einen, der besser ist als mein Amel. Aber bevor ich kryptisch erklären muss, wie ich meine Frisur gerne hätte, sage ich lieber zu Amel: „Wie immer. Probier dich auch gerne aus.“
Aber ähnlich wie bei meinem Zahnarzt in Köln ist es nicht nur der Akt der Dienstleistung, der mich zu unlogisch weiten Fahrten bewegt, sondern auch die Menschen, die ich an diesen Orten treffe. Konstanz wird immer ein besonderer Ort bleiben. Während meines Bachelorstudiums war dieser Ort meine Heimat und ich habe hier großartige Freundschaften geschlossen, Lieblingsorte gefunden und wunderschöne Erinnerungen gesammelt. Allein deswegen will ich mir keinen neuen Friseur suchen.
Das letzte Mal, als ich einen Haarschnitt benötigte, habe ich das direkt mit einem zweitägigen Trip verbunden. Ich habe es groß angekündigt und mich mit allen möglichen Leuten – sei es ehemalige Kolleg*innen, Kommiliton*innen, die zu Freund*innen wurden, oder alte Zimmergenoss*innen – zum Frühstück, Kaffee oder Abendessen verabredet. Es war toll, alle mal wieder zu sehen, und ich habe gemerkt, wie sehr ich meine vier Jahre dort genossen habe. Außerdem hat mir sofort jede*r gesagt, was für einen fetzigen Haarschnitt ich habe. Das ging runter wie Öl, und ich konnte jedem gleich mitteilen, wann ich das nächste Mal in Konstanz bin – schließlich kann man sich auf sein Haarwachstum verlassen.