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Espresso und Focaccia

Ein Porträt von Blogger Noah

Autor:
Noah

Rubrik:
studium

12.08.2024

Wenn ich eine Liste der Dinge machen würde, die ich mag, dann wären Zugfahren und das Land Italien sehr weit oben. Da ich weder mit Geld noch mit Zeit gut umgehen kann, war es klar, dass ich in den Semesterferien eine unnötig kurze Reise nach Italien mit dem Zug machen musste. Von München aus fahren einige Züge direkt nach Bologna ohne Umstieg, und das zu einem unverschämt niedrigen Preis, wenn man einigermaßen früh bucht. So dauerte es keine zwei Tage von der Idee während eines Waldspaziergangs bis zur ersten Buchung. Schnell wurde der kleine Urlaub durch zwei Unterkünfte komplettiert und ein viertägiger Solo-Trip nach Italien stand fest.

Zuerst ging es nach Bologna – die Geburtsstätte der Bolognese, die man hier als Ragù alla Bolognese mit Tagliatelle isst. Kulinarisch ist Bologna wirklich eine Offenbarung, und man lernt hier die schon sehr gute italienische Küche nochmals besser kennen. Dazu glänzt Bologna mit seiner sehr schönen Architektur und der Altstadt mit ihren kleinen Gässchen. Meine Unterkunft war dabei mein kleines Guilty Pleasure des Trips – zehn Minuten vom touristischen Zentrum lag meine Ferienwohnung im Dachgeschoss mit kleinem Balkon, Blick über einen wunderschönen Garten und die Bahngleise. Morgens konnte ich bei einem Espresso die vorbeifahrenden Züge beobachten.

Nach zwei Tagen musste ich mich von der „roten Stadt“, wie sich Bologna aus mehreren Gründen selbst nennt, verabschieden, und es ging noch für eine Übernachtung nach Florenz. Mit dem Frecciarossa, dem italienischen Pendant zum ICE, dauert das gerade einmal 40 Minuten, und schon ist man in der Stadt von Michelangelo. Auch diese Stadt begeistert mich einfach immer wieder, wenn ich dort bin. Nach zahlreichen Espressi und mehr als genügend belegten Focaccias ging es nach einer Übernachtung in einem für meinen Geldbeutel eigentlich etwas zu schicken Hotel wieder in Richtung Augsburg. Natürlich konnte das nicht auf normalem Weg per regulärem Zug passieren – stattdessen buchte ich mir für Unsummen eine kleine Einzelkabine in einem Nachtzug, der mich von Mailand aus direkt und im Schlaf nach München bringen sollte.

Punkt 20.43 Uhr war Abfahrt, zumindest laut Plan. Nicht nur bei uns im Land können Züge erheblich verspätet sein. So beobachtete ich die Anzeigetafel dabei, wie die Verspätung von null auf 30, dann 60, 75, 100, 120 und schließlich 150 Minuten hochschraubte. In der Zwischenzeit überlegte ich, ob ich irgendeinem neuartigen Zug-Betrug aufgesessen war, da auch keine der 23 verschiedenen Bahn-Apps mich schlauer machen konnte. Doch dann fuhr eine italienische Lok mit österreichischen Waggons in Richtung Deutschland ein, und ich konnte kurz vor Mitternacht mein Zimmer für die Nacht beziehen. Alle meine Sorgen waren vergessen. Mit einer Stunde Verspätung kam ich am nächsten Morgen bei Kaffee und einem kleinen Frühstück ausgeruht und voller Erinnerungen in München an.

Auch wenn ich wieder viel zu viel Geld für so einen Kurztrip ausgegeben habe, denke ich jetzt schon nostalgisch an meinen kleinen Italien-Trip zurück.