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Herdentiere und warum ich auch eins bin

Ein Porträt von Blogger Noah

Autor:
Noah

Rubrik:
studium

05.08.2024

Wir Menschen sind von Natur aus Herdentiere – wir sind ungern alleine und haben häufig das Bedürfnis, uns großen Gruppen anzuschließen. Wer möchte schon alleine enden, wenn der berühmte Säbelzahntiger mal wieder um die Ecke lauert? Heutzutage wurde die Angst, alleine dem Säbelzahntiger gegenüberstehen zu müssen, durch das Gefühl ersetzt, etwas zu verpassen und dadurch nicht mehr Teil einer Gruppe zu sein. Das Phänomen nennt sich Fear of Missing Out – oder kurz: FOMO – und erklärt, warum ich vergangenen Winter beim Ski-Trip meiner Fachschaft mitgefahren bin.

Ich kann nicht Ski fahren und die Male, bei denen ich es musste, gehören bis heute zu den traumatischsten Tagen meines Lebens. Ungern denke ich an die Woche im Ski-Schullandheim zurück, wo ich als blutiger Anfänger, ebenfalls getrieben von FOMO, auf diesen beiden Horror-Stäben des Grauens stehen musste und mir irgendein semisympathischer Skilehrer zurief: „MACH JETZT DIE PIZZA!“.

Immer noch gezeichnet von dieser Erfahrung war meine Begeisterung, als meine Kommiliton*innen einen Ski-Trip nach den Klausuren vorschlugen, mehr als gering. Aber natürlich ließ ich mich bequatschen (und von der Aussicht auf Europas längste Rodelbahn beeinflussen) und sagte zu. Zum Glück war ich nicht der einzige talentlose Wintersportler, den man mit dem abendlichen Beisammensein und kleinen Winterwanderungen locken konnte. So war ich nicht allein auf der sehr schönen und nahezu opulenten österreichischen Hütte mit ihren elf unterschiedlichen Schlafzimmern. Direkt am ersten Tag ging es auf die sagenumwobene Rodelpiste und auch wieder schreiend hinunter – und der kleine, häufig übersehene Bruder des Skifahrens macht richtig Spaß und ist dabei – zumindest für mich – gefühlt genauso gefährlich. Wenn wir als Wintersport-Amateure nicht die Piste unsicher machten, gingen wir wandern, spielten Kartenspiele oder gönnten uns einen Aperol im Schnee. Aber das Schönste war tatsächlich, die eigenen Kommiliton*innen besser kennenzulernen – alleine dafür hat es sich schon gelohnt, über den eigenen Schatten zu springen.

Skifahren bleibt trotzdem eine der schlimmsten Aktivitäten, die ich mir vorstellen kann, und darf sich mit Joggen, Bockspringen und Völkerball gerne in die Ecke mit Dingen stellen, von denen ich nichts mehr wissen möchte.