Rubrik:
studium
17.11.2020
Autor:
Moni
Rubrik:
studium
17.11.2020
Seit mittlerweile fast drei Jahren wohne ich mit meinem Freund zusammen. Ein Thema, das dabei vielleicht nicht gerade romantisch, aber sehr wichtig ist, ist sich abzusprechen, wie man im gemeinsamen Alltag die finanzielle Aufteilung und die gemeinsamen Ausgaben angehen möchte. Für uns war schnell klar: Niemand soll sich benachteiligt fühlen. Dazu gehört beispielsweise, immer im Überblick zu haben, wer den letzten Einkauf bezahlt hat und wer beim nächsten Mal dran wäre. Wir einigten uns anfangs darauf, die Finanzen mittels einer App zu tracken, die wir uns beide auf unseren Smartphones installierten und darin die bezahlte Summe einzutragen. Dadurch ist immer mit einem kurzen Blick in die App klar, wer gerade im „Minus“ ist, und wer im „Plus“. So regeln wir es auch, wenn wir ins Kino oder essen gehen, und vermeiden somit das mühselige Herumrechnen, wer welche Speise oder welches Getränk bestellt hatte. Das funktioniert problemlos und ist für uns genau das Richtige. Und wenn man Lust hat, den anderen hin und wieder auf etwas einzuladen, steht dem nichts im Wege.
Zusätzlich haben wir uns vor einigen Jahren ein Gemeinschaftskonto angelegt, auf das wir jeden Monat eine bestimmte Summe überweisen, von der schließlich unsere Miete, GEZ, Netflix, Strom- und Wasserkosten abgehen. Bis vor kurzem haben wir uns alle Kosten auf den Cent geteilt. Da wir jedoch unterschiedliche Einkommen haben, kam die Frage auf, ob diese Aufteilung weiterhin gerecht wäre. Mittels einer guten alten Excel-Tabelle setzten wir uns eines Abends hin und berechneten, wie es wäre, unseren Anteil an Miete und Fixkosten prozentual an unser Gehalt anzupassen. Nach einigem Knobeln fanden wir zu einer Lösung, mit der wir beide zufrieden sind.
Niemand sagt einem, wie man sich in einer Beziehung finanziell arrangieren sollte. Es gibt kein Handbuch, das einem das Leben erklärt oder eine Lösung bietet, was „gerecht“ ist, und was nicht. Meine Großeltern kämen niemals auf die Idee, ihre Ausgaben sorgfältig aufzulisten und zu besprechen, wer wieviel beisteuern möchte. Bei ihnen gibt es lediglich „gemeinsames“ Geld. Doch uns, der deutlich selbstbestimmteren Generation ist es oft wichtig, eine gewisse Unabhängigkeit zu bewahren. Ich möchte meinen Freund nicht um Erlaubnis fragen, wenn ich mir das fünfte Buch im Monat kaufe, und er soll sich nicht dafür rechtfertigen müssen, wenn er sich ein neues Spiel zulegt, obwohl er eigentlich sein Budget dafür überschritten hat. Indem wir nun also gewisse Ausgaben rund um unsere Wohnung prozentual aufteilen, die alltäglichen Kosten in der App tracken und über den Rest jeweils selbst verfügen, sind wir zwar ein Team, das ein gemeinsames Leben führt und sich unterstützt, bewahren uns aber trotzdem unsere finanzielle Selbstbestimmung.
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