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Ich wäre jetzt lieber woanders

Ein Porträt-Foto von Noah

Autor:
Noah

Rubrik:
studium

14.05.2024

Ich liebe es normalerweise, im Hotel zu sein – 14 gemütliche Quadratmeter, die man für kurze Zeit sein Zuhause nennt. Dazu kommen Annehmlichkeiten wie die tägliche Reinigung (die ich nicht in Anspruch nehme), ein rund um die Uhr geöffneter Helpdesk, auch Rezeption genannt, und die Gewissheit, dass beim Aufwachen eine Stadt zum Erkunden auf einen wartet. Doch bei meinem Hotelaufenthalt während der Willkommenswoche in Augsburg war dieses schöne Gefühl überhaupt nicht da – ich war nämlich gezwungen ins Hotel zu gehen, denn meine schlimmsten Albträume hatten sich bewahrheitet: Ich hatte tatsächlich kein WG-Zimmer rechtzeitig zum Semesterstart gefunden. All das Anschreiben, alle Nachrichten, jedes Gebettele auf Instagram und im Bekanntenkreis war nicht genug, und ich saß einen Tag vor dem Start meines Studiums im ICE, wissend, dass ich aus Zimmer 408 eines am Rande Augsburgs im Industriegebiet liegenden Hotels meinen Start haben würde. Ein Gefühl, das ich fast nur mit Fäkalausdrücken beschreiben könnte –, aber ich versuchte dennoch, den Kopf hochzuhalten und sagte mir mantraartig: Hör auf, dich zu ärgern, du darfst jetzt ein Hotel bewohnen, es gibt Menschen, die ein deutlich schwereres Schicksal tragen. Auch wenn ich so etwas niemals zu anderen Menschen in derselben Situation sagen würde, war ich mir meines Privilegs durchaus bewusst; für andere Studierende hätte die Wohnungslosigkeit auch das Aus des Studiums bedeuten können.

Nachdem ich eingecheckt hatte, ging es relativ schnell ins Bett, schließlich begann am nächsten Morgen mein Masterstudium „Personalmanagement“ an der Hochschule Augsburg. Am nächsten Morgen machte ich mich frisch und auf den Weg zur Hochschule, um dort meine neuen Kommiliton*innen kennenzulernen. Was bei der Wohnungssuche nicht klappte, funktionierte zumindest beim Anschlussfinden. Schon am ersten Tag führte ich tolle Gespräche, speicherte neue Kontakte in meinem Handy ab und trank den ersten Spritz in großer Runde in Augsburg. Außerdem bekam ich viele aufmunternde Worte, als ich wehleidig die Geschichte meiner vorübergehenden Obdachlosigkeit erzählte – ich habe schnell gelernt, dass ein wenig Humor in dieser Situation sehr guttut. Nach den ersten drei Tagen war es auch schon vorbei mit dem Hotel und von da an ging es für mich von Couch zu Couch, bis ich schließlich zwei Wochen später endlich einen Wohnungsschlüssel in die Hand gedrückt bekam – aber davon mehr im nächsten Blog.